Rezension

Auf der Suche nach dem leiblichen Vater ... und sich selbst

Das Glück wartet nur bis um vier -

Das Glück wartet nur bis um vier
von Kate O'Shaughnessy

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt

Die 11-jährige Maybelle Lane lebt zusammen mit ihrer Mutter in einem Wohnwagen in einem Trailerpark. Dort gibt es allerhand verschiedene Geräusche, was super passt, denn Maybelle sammelt Geräusche auf ihrem Diktiergerät. Quietschende Türen, platschendes Wasser, Schritte auf Kies… doch ihr größter Schatz in der Geräuschesammlung ist das Lachen ihres Vaters. Diesen hat Maybelle nie kennengelernt und nur per Zufall auf der Mailbox der Mutter eine alte Nachricht von ihm gefunden.

Eines Tages hört Maybelle genau dieses Lachen im Radio und erfährt so, dass ihr Vater Radiomoderator ist. U.a. erfährt sie auch, dass der Radiosender einen Gesangswettbewerb plant, wo ihr Vater in der Jury sitzen wird und da ihre Mutter genau zu diesem Zeitpunkt beruflich unterwegs sein wird, plant Maybelle auf eigene Faust und ohne Wissen ihrer Mutter die Chance zu nutzen, damit sie endlich ihren Vater kennenlernen kann. Doch bei ihrer Planung geht direkt etwas schief und weil das schlechte Gewissen so groß ist, vertraut sie sich Mrs Boggs an, eine Lehrerin ihrer Highschool, direkte Nachbarin im Trailerpark und auch „Babysitterin“ während der Abwesenheit der Mutter.

Und so starten May und Mrs Boggs das Abenteuer Roadtrip – mit einem blinden Passagier an Board…

Meine Meinung

Bei diesem Buch wurde mal wieder die gesamte Bandbreite meiner Gefühle angesprochen. Ich habe oft gelacht; mich ein bisschen geärgert, als Tommy und die anderen Jungs May geärgert haben; mich darüber gefreut, dass Tommy und May Freunde wurden; mich über bestimmte Eltern maßlos aufgeregt; mich über die Aussage und Reaktion von Maybelles Großvater gewundert und am Ende habe ich kurzfristig viele Tränen vergossen – aus verschiedenen Gründen.

In diesem Buch steckt so viel und doch wird man als Leser:in nicht überfordert.

Gerade die angesprochene Leserschaft, die im Alter von Maybelle und Tommy ist, kann sich an einigen Stellen wiederfinden oder vielleicht sogar Reaktionen von Freunden/Mitschüler:innen dank dieses Buches nachvollziehen.

Denn es geht nicht nur darum, dass ein Mädchen endlich ihren Vater kennenlernen möchte. Es geht auch um häusliche Gewalt; das Leben als Kind eines alleinerziehenden Elternteils und die damit verbundenen Probleme (auch finanzielle Probleme); Panikattacken; Traurigkeit nach dem Tod des (Ehe-)Partners; Selbstwertgefühle und ganz viel Mut und echte Freundschaft.

Das alles prasselt natürlich nicht direkt auf einen ein, Stück für Stück bzw. Kilometer für Kilometer entwickeln sich Gespräche und Situationen zwischen den Protagonisten.

Am Ende des Buches bleiben ein paar Fragen offen, aber es sind genau die Fragen, die weder May noch Mrs Boggs oder gar Maybelles Mutter beantworten könnten. Nur die Personen, die diese Fragen aufwerfen, könnten sie beantworten. Und so gibt die Geschichte auch direkt noch eine weitere Lehre mit auf den Weg: Es ist nicht immer schlimm, wenn Fragen offenbleiben. In dem Moment ist es manchmal zermürbend, aber insgesamt ist es wichtig, was man aus den fehlenden Informationen macht. Ziehen sie einen runter oder machen diese Erfahrungen einen evtl. sogar ein bisschen stärker, weil man weiß, was man alles allein bzw. mit den richtigen Menschen in seinem Leben schafft…

 

Fazit

Ein lehrreicher Roadtrip, auf dem wahre Freundschaften geschlossen und Ängste überwunden werden. Einige Tränen sind geflossen, aber viel öfter habe ich mich für und mit May und Tommy gefreut.

Ein Buch, das noch lange in mir nachhallen wird und das ich uneingeschränkt für Leser:innen ab 10 weiterempfehle.