Rezension

Auf Konfrontationskurs mit dem Unglaublichen

U -

U
von Timur Vermes

Bewertet mit 4 Sternen

Eine U-Bahn, die niemals ankommt. Zwei Menschen, die mit dem Unglaublichem auf Konfrontationskurs sind.

Anke steigt abends in die U-Bahn und ist auf den Weg zu einer Freundin, bei der sie die Nacht verbringen will. In ihrem Waggon ist außerdem ein junger Mann, der schon beim nächsten Halt aussteigen möchte. Als die U-Bahn anrollt, ahnen sie nicht, dass diese Fahrt verstörend und schockierend werden wird. Denn die U-Bahn hält nicht mehr. 

Auf „U“ bin ich neugierig geworden, weil das Buch ziemlich schlechte Kritiken erhalten hat. Viele Leser:Innen sind enttäuscht vom Erzählstil, der Handlung und dem Ausgang der Geschichte. Genau diese Kritik hat mich mein Interesse geweckt und es war an der Zeit, selbst in Timur Vermes U-Bahn einzusteigen.

Die Handlung ist schnell erzählt: Es geht um zwei Menschen, die in einer U-Bahn, die nicht hält, gefangen sind. Mich erinnert es an einen Horror-Roman, der sich mit Geschichten aus der Twighlight-Zone messen kann. Die Atmosphäre ist beängstigend, Figuren und Leser:In fahren ins Ungewisse und verlangen nach einer Deutung der Ereignisse, die jedoch vorenthalten wird.

Auf der Fahrt geschieht einiges, das sich nicht erklären lässt. Das Licht fällt aus, merkwürdige Stationen werden passiert und Kontaktversuche mit der Außenwelt heizen erst recht der bizarren und gefährlichen Situation ein.

Besonders ist außerdem der Erzählstil, weil Timur Vermes zu einer Art Monolog aus Ankes Sicht greift. Es sind abgehakte Sätze, Assoziationen, Eindrücke, Ängste und verschachtelter Unglaube, die sich Zeile für Zeile dem:der Leser:in präsentieren.

Insgesamt ist es ein extrem gewöhnungsbedürftiges Werk, das sicherlich seinesgleichen sucht. Es wirkt wie ein literarisches Experiment, das Leser:in und Autor auf eine rasante Tour in unbekannte Gefilde führt. 

Nichtsdestrotz habe ich es sehr gerne gelesen und mich ausgesprochen gut unterhalten gefühlt. Ich mochte es, mich auf den eigenartigen Stil und die ausgefallene Situation einzulassen, mir Gedanken darüber zu machen und war gespannt, was als Nächstes in der U-Bahn passiert.

Timur Vermes „U“ ist eher für experimentierfreudige Leser:innen geeignet, die sich abseits vom Üblichen auf eine dunkle Fahrt wagen und sich auf merkwürdige Stationen einlassen wollen.