Rezension

auf Leben und Tod

Ruthless - Die Gnadenlose - Carolyn Lee Adams

Ruthless - Die Gnadenlose
von Carolyn Lee Adams

Ruth ist erst 17, aber als erfolgreiche Turnierreiterin einer der Garanten für die Einkünfte der elterlichen Farm. Das ist ihr bewusst und so gibt es für sie kaum Spaß oder Freizeit, sondern nur harte Arbeit. Im Stall wird sie „die Gnadenlose“ genannt. Ihre Härte zu sich selbst braucht sie aber, als sie gefesselt auf der Ladefläche eines Pickups erwacht: sie ist einem Serienmörder in die Hände gefallen. In den Bergen entbrennt zwischen Ruth und ihm ein Kampf um Leben und Tod. Unterbrochen wird das nur durch Rückblicke in die Lebensgeschichten von Ruth und ihrem Entführer, in denen man die Entwicklung der beiden Persönlichkeiten nachverfolgen kann. Dabei bleibt „Ruthless“ trotzdem ein schneller Roman, die Autorin gönnt letztlich weder Hauptfigur noch Leser eine Pause, sobald Ruth wach ist, handelt sie.  Das erfordert immer wieder enorme Willensstärke, die Verletzungen, die sie dabei erleidet, werden zwar nicht vollkommen detailliert beschrieben, aber anschaulich genug, dass ich gerne mal die entsprechenden Zeilen absichtlich übersprungen habe.

Echte Sympathie und Mitgefühl für sie kam bei mir allerdings trotzdem kaum auf. Das Alter bzw. besser gesagt die Jugend der Hauptfigur wirkte auf mich etwas unglaubwürdig, Ruth erscheint einfach zu abgebrüht für ihr Alter. Ihr bisheriges Leben war vielleicht nicht toll, aber weit entfernt von den Härten, die es meiner Meinung nach braucht, um selbst in jungen Jahren schon so hart zu sein. Dazu kommt die meiner Meinung nach seltsame Moral, die ich dem Buch entnehme. Soll ich es wirklich glauben und auch noch gut finden, dass Ruth sich durch diese Feuerprobe zu einem besseren, mitfühlenderen Menschen entwickelt. Dieser „Erfolg“ rechtfertigt ja in gewissem Maß die Entführung, das finde ich schon mehr als fragwürdig.

Ansonsten ist das Buch gut gemacht, man merkt, dass die Autorin aus der Drehbuchbranche stammt, es gibt jede Menge Action, ich kann mir die Filmumsetzung hervorragend vorstellen. Dem beschränkten Personal begegnet die Autorin dabei durch innere Dialoge, die Ruth mit sich selbst führt, wenn sie verschiedene Handlungsweisen gegeneinander abwägt, eine recht gelungene Lösung.

Insgesamt ist „Ruthless“ ein flotter, spannender Thriller, der aber einige Motive enthält, die mir missfallen haben, so dass das Buch mich während des Lesens gefesselt hat und mir auch gut gefiel, aber je länger ich hinterher darüber nachdenke, desto kritischer werde ich. Für ein paar spannende Stunden ist es aber auf alle Fälle gut.