Rezension

Auffrüttelnd und aufwühlend

Das Ende der Geduld - Kirsten Heisig

Das Ende der Geduld
von Kirsten Heisig

Bewertet mit 5 Sternen

Kirsten Heisig - Das Ende der Geduld
Konsequent gegen jugendliche Gewalttäter

Kurzbeschreibung:
Ihre Aggressivität explodiert wie aus dem Nichts und kennt keine Grenzen. Die Angst vor jugendlichen Gewalttätern und ihren brutalen Attacken vergiften das öffentliche Leben. Viele von uns meiden inzwischen bestimmte Straßen oder Viertel, Eltern und Lehrer beklagen die Gewalt in ihren Schulen, Polizei und Sozialarbeiter kommen an ihre Grenzen. Die Berliner Jugendrichterin Kirsten Heisig war nicht bereit, dies hinzunehmen und forderte konsequentes Handeln.

Meine Meinung:
Kirsten Heisig war bis zum Jahr 2010 Jugendrichterin in Berlin und für ihre Strenge bekannt. In ihrem Buch schildert sie nüchtern die Zustände in Neukölln, ohne dabei polemisch oder hetzerisch zu wirken. In Beispielen beschreibt sie den typischen Werdegang straffälliger Jugendlicher und hinterfragt dabei das derzeitige System, das eine zeitnahe Bestrafung unmöglich macht. Sie entwickelte daher das "Neuköllner Modell", um den Zeitraum zwischen Straftat und Verhandlung zu verkürzen, damit die Strafe auch als Konsequenz für das Tun gesehen werden kann (und nicht erst ein Jahr oder später erfolgt).

Mich hat das Buch unheimlich aufgewühlt und an manchen Stellen auch fassungslos zurück gelassen. Man hat das Gefühl, daß in Deutschland alles für den Täterschutz getan wird, an die Opfer - oder auch: zukünftigen Opfer - wird scheinbar nicht gedacht. Anders kann ich mir den Datenschutz, der verhindert, daß sich die Behörden untereinander nicht informieren dürfen, nicht erklären und noch weniger den Umgang mit den Opfern vor Gericht.

Die Lösungsansätze, die Frau Heisig in dem Buch präsentiert, erscheinen mir logisch und mehr als notwendig. Das "Neuköllner Modell" wird inzwischen in einigen (Groß-)Städten erfolgreich angewendet und führt zu einem Rückgang der Straftaten.
Umso trauriger ist die Tatsache, daß Frau Heisig noch vor der Veröffentlichung dieses Buches auf mysteriöse Weise verstorben ist (offiziell war es Suizid).

Fazit: Ein aufwühlendes Buch, das zwar in erster Linie den Zustand von Neukölln beschreibt - aber im Endeffekt auf ganz Deutschland anzuwenden ist. Absolute Leseempfehlung! (Besonders an diverse Politiker in Deutschland...)