Rezension

Aufrüttelnd!

Anton oder Die Zeit des unwerten Lebens - Elisabeth Zöller

Anton oder Die Zeit des unwerten Lebens
von Elisabeth Zöller

Bewertet mit 5 Sternen

Das Buch erzählt die Geschichte von Anton. Anton ist ein sehr liebenswerter Junge, der mir sofort ans Herz gewachsen ist. Anton ist unglaublich gut in Mathematik, aber leider hilft ihm das in der Zeit, in der er aufgewachsen ist nicht viel – die Zeit des Nationalsozialismus. Anton ist durch einen Unfall behindert. Er stottert, kann seinen rechten Arm nicht richtig bewegen und spricht von sich selbst in der dritten Person. Trotz seiner Einschränkungen ist Anton ein sehr aufgewecktes Kind mit vielen Fragen und Gedanken.
Das Buch ist ein Jugendbuch und in einer sehr flüssigen Sprache geschrieben, so dass es sich gut lesen lässt. Ich bin sofort in die Geschichte eingetaucht und habe im Kopf neben Anton auf dem Schulhof gestanden und die Gemeinheiten der anderen Kinder ertragen. Das fand ich auch eigentlich das Schlimmste. Sicherlich hat der mit einer normalen Allgemeinbildung versehene  Mensch von heute eine Vorstellung davon, wie schlimm die im Dritten Reich verübten Gräueltaten waren. Aber so hautnah aus der Sicht eines Kindes zu lesen, wie sehr auch die ganz kleinen Kinder schon von der Ideologie geprägt waren und wie grausam sich erwachsene Menschen gegenüber Kindern verhalten haben hat mich doch wieder sehr mitgenommen. Etwas schade fand ich, dass man so wenig darüber erfährt, wie die anderen Kinder der Familie damit umgegangen sind einen behinderten Bruder zu haben. Ich denke mal, dass auch sie wahrscheinlich Anfeindungen deswegen ausgesetzt waren.  Darüber hätte ich, vor allem in Anbetracht, dass die Schwester Marie noch lebt und direkt hätte erzählen können, doch gerne mehr erfahren. Beim Lesen dieses Buches macht man sich wieder deutlich, dass es niemals wieder so weit kommen darf und wir alle dafür einstehen müssen.

Sehr berührt hat mich folgender Dialog von Seite 27:
“Marie seufzt. Kleine Brüder konnten einem fast die Seele aus dem Leib fragen. Und Anton erst recht.
Da erklärte Mama: “Wer fragt, lebt.”
“Und wenn er mal nicht mehr fragt?”, fragte Marie.
“Dann ist er tot”, sagte Mama.
Nach einer Weile sagte Anton: “Jetzt weiß Anton, warum Gott nicht alle Fragen beantwortet.”
“Und warum?”, fragten Marie und Mama.
“Weil er will, dass die Menschen leben.”

Mein Fazit: Lesenswert! Aufrüttelnd!