Rezension

Aufstieg und Fall, ein bizarrer Trip

Das Licht - T. C. Boyle

Das Licht
von T. C. Boyle

Bewertet mit 5 Sternen

Harvard anfangs der 1960er, Fitz Loney ist einer von mehreren Dissertanten von Professor Timothy Leary im Fachbereich Psychologie. Rund um den charismatischen Professor schart sich eine Gruppe von Studenten und Doktoranden. Endlich darf auch Fitz diesem inneren Kreis angehören. Denn Tim Leary veranstaltet unter dem Deckmantel der Forschung Partys mit bewusstseinserweiterten Drogen. Mit Frau und Sohn, mit Haut und Haar, schließt sich Fitz der Gruppe an.

Wer denkt nicht sofort an LSD, wenn man den Namen Tim Leary hört? Der Professor, Psychologe und Guru der Hippiebewegung wird hier als Katalysator für eine fulminant erzählte Geschichte eingesetzt. Wie so oft mischt T. C. Boyle Fakten mit Fiktion und bereitet mit seiner ungemein einnehmenden Schreibweise enormes Lesevergnügen.  In diesem Roman nun steht der Doktorand Fitz Loney im Mittelpunkt. Ein nicht mehr ganz junger Mann, immerhin ist er seit Jahren verheiratet und hat einen 13-jährigen Sohn, der sich durch die Teilnahme an Tim Learys Sessions einen Karriereschub erhofft, aber unter dem Einfluss der Drogen letztlich alles verliert.

LSD, die psychedelische Droge, wurde, wie wir im Epilog erfahren können, schon 1942 als psychiatrisches Medikament entwickelt. Tim Leary wendet die Droge für psychologische Experimente an. Dem charismatischen Professor können sich seine Studenten und Dissertanten nicht entziehen.

Es ist eine Zeit des Aufbruches aus den gesellschaftlichen Normen und Zwängen. Fitz ist hin- und hergerissen zwischen dem Verlangen nach transzendentalen Bewusstsein und der Verantwortung für seine Familie. Es war eine „ Zeit, in der sie dringend eine radikale Veränderung brauchten, wenn sie nicht in ihren Schuhen verfaulen wollten wie all die anderen lebenden Toten, die durch die Straßen von Boston schlurften.“

Boyle spielt in diesem Roman mit Erzählperspektiven, sehr interessant ist die Entwicklung und der Wandel von Joanie, Fitz‘ Ehefrau zu beobachten.

Es mag sein, dass Boyle in diesem Roman seine eigenen Drogenerfahrungen verarbeitet. Aber weder verherrlicht Boyle den Drogenkonsum, noch moralisiert er. Er beschreibt letztlich einen einzigartig bizarren Trip, auf den er den Leser mitnimmt. Auf seine bekannt sarkastische Art, versucht er den Spießer mit dem Revoluzzer in uns auszuloten. Er überlässt uns ein offenes Ende. Wie Leary geendet hat, können wir googeln, was mit Fitz weiter sein könnte, beliebt unserer Fantasie überlassen.

Und weil ich beim Lesen die ganze Zeit einen Ohrwurm hatte: „Now that I’ve dropped out, Why is life dreary dreary, Answer my weary query, Timothy Leary dearie“. (Manchester England;Hair)