Rezension

Aufwühlend, schockierend, frech und manchmal Grenzen überschreitend

When I Broke Up With Love -

When I Broke Up With Love
von Fabienne Lily

Inhalt:

Hallies Leben ist aktuell alles andere als einfach. Ihre Eltern haben sich jüngst getrennt. Ihre Mutter, ihr Bruder Jamie und sie sind vor diesem Hintergrund nach Mapleville gezogen. Die Ereignisse überschlagen sich dort für die kleine Familie. Auden, Hallies beste Freundin, kommt mit ihrem Bruder zusammen. Direkt nach dem Umzug kündigt sich die neue Austauschschülerin Kelly an. Hinzu kommt, dass Hallie immer noch mit dem Betrug ihres Exfreundes Dexter und der daraus resultierenden Trennung zu kämpfen hat.

Hallie freut sich auf das Eintreffen der Austauschülerin aus Australien. Das Mädchen und sie könnten viel Spaß miteinander haben. Als die Familie am Flughafen ankommt, erwartet sie jedoch eine nicht ganz so schöne Überraschung: Kelly heißt gar nicht Kelly sondern Nolan. Und auch wenn dieser recht attraktiv daherkommt, so benimmt er sich vom ersten Moment an ziemlich daneben. Na, das kann ja was werden ...

 

Meinung:

Lange haben es mir die Charaktere eines Buches nicht mehr so schwer gemacht, wie es der Fall bei „When I Broke Up With Love“ war. Hallie, ihre Familie, insbesondere ihr Bruder Jamie und dessen bester Freund Reeve nehmen kein Blatt vor den Mund. Es wird geneckt, gestritten und beleidigt. Schimpfworte, Kraftausdrücke und Beleidigungen sind Teil des kommunikativen Prinzips.

Mit dem Eintreffen von Nolan verschlechtert sich die Stimmung weiter zusehens. Denn Nolan macht vom ersten Moment an sehr deutlich, dass er keinerlei Lust auf die neue Familie, ja überhaupt auf den gesamten Austausch hat. Da fallen direkt beim ersten Zusammentreffen Sätze wie „Bist du immer so drauf, als hättest du was geraucht?“. Oder aber: „Diese Fröhlichkeit hält ja keiner aus, Disney hat angerufen, sie wollen ihre Prinzessin zurück.“

Diese Missmutigkeit, gespickt mit kleinen Gemeinheiten, führt Nolan auch die nächsten Tage, ja Wochen, über fort. Während Nolan also schlechte Laune versprüht und stolz seine Schatzkammer von Schimpfworten präsentiert, erlebt Hallie die Einsamkeit des Menschen in Gesellschaft. Ihr fehlt die eine Bezugsperson, bei der sie sich stets geborgen fühlt.

Ihre beste Freundin verbringt eine Menge Zeit mit ihrem Bruder und muss sich stets entscheiden, zu wem sie bei Streitigkeiten hält. Als dann also plötzlich anonyme Liebesbriefe in ihrem Spint auftauchen, ist es folglich kein Wunder, dass Hallie ihr Herz leichtfertig an einen Fremden namens „Seven“ verschenkt. Seven verkündet, dass er Hallie schon lange im Blick hatte, dass sie ihn jedoch noch nie richtig bemerkt habe. Nach und nach traut sich der anonyme Verehrer vor. Er wechselt auf Socialmedia. Es entsteht eine zarte Bindung, die Hallie, gerade im Kontrast zum turbulenten Alltag, sehr gut tut.

Nebenher muss sich Hallie nämlich mit den verrückten Plänen ihres Vaters anfreunden, der zu einem gemeinsamen Zeltausflug mitten im Wald einlädt, an dem die Kinder nebst ihrer Freunde, der Austauschschüler und auch die neue Partnerin teilnehmen sollen. Hallie ist allerdings so gar nicht danach, die potenzielle Stiefmutter kennenzulernen und die Zeit mit dem griesgrämigen Nolan zu verbringen.

So sehr sich Nolan auch bemüht, irgendwann gerät seine Fassade jedoch ins Bröckeln.

All das klingt vermutlich nach einer tempo- und konfliktreichen Story mit guter Enemies-to-Lover-Romance. Das war „When I Broke Up With Love“ einerseits auch. Doch muss sich das Werk Grobheiten und Schimpfworte als künstlerischen Mangel anlasten lassen.

Namentlich und pars pro toto herausgehoben werden soll Jamie und Hallies Mutter.

So prügelt sich Jamie, der sich durch den Exfreund von Hallie gereizt fühlt, weil dieser seine Schwester anflirtet, in der Schule mit eben diesem. Des Abends sitzt Jamie also mit Blessuren am gemeinsamen Küchentisch mit der Familie.
Die Mutter reagiert mit einer Nachfrage: „Hat das irgendwer aufgenommen?“ Hallie regiert daraufhin, mit Recht, schockiert: „Jamie hat sich heute geprügelt und du willst wirklich ein Video davon sehen?“ Die Mutter antwortet an dieser Stelle nur mit einem unbekümmerten Schulterzucken. Ohne eine weitere Antwort auf Hallies Frage zu liefern, bietet sie ihrem Sohn zum Kühlen Tiefkühlerbsen mit folgender Bemerkung an: „Mit etwas Glück siehst du dann nicht mehr ganz so … hässlich aus.“

Derlei Szenen gab es im Buch einige. Das muss man mögen.

Last but not least gelingt es Fabienne Lily jedoch, soviel sei an dieser Stelle verraten, ihren Roman zu einem zufriedenstellenden Ende zu führen und die Fronten weitestgehend zu glätten.

Kurzum: Dieses Buch hat mich einiges an Nerven gekostet.

 

Fazit:

Aufwühlend, schockierend, frech und manchmal auch Grenzen überschreitend, so würde ich „When I Broke Up With Love“ beschreiben wollen. Eine Enemies-to-Lover-Geschichte, die es in sich hat.

Ein Psychogramm, ein Portrait einer Jugendkultur, in der das Grobe zum Kult mutiert.

Die Figuren gehören jenem Milieu an, dem Soziologen den Namen „Prekariat“ gegeben haben. Das Buch ist echt, mitunter mitreißend und fesselnd. Fabienne Lily will das authentische Klima einer Familie einfangen, in der es offenbar sehr hektisch und rabiat zugeht.

Reflektion wird aber auch oft durch Aufregung und Auflehnung ersetzt. Das kann man mögen oder auch nicht.