Rezension

Aufwühlend und spannungsreich erzählte Geschichte

Die Magdalenenschwestern. Das gestohlene Leben -

Die Magdalenenschwestern. Das gestohlene Leben
von Tereza Vanek

Bewertet mit 5 Sternen

Erschreckende Vergangenheit Irlands

Die Autorin Tereza Vanek  nimmt den Leser mit in die erschreckend und furchtbare Zeit der Magdalenenheime Irlands in den 60er  Jahren. , als die katholische Kirche  willkürlich und unbarmherzig junge Frauen und Mädchen in diesen Institutionen als unentgeltliche Arbeitskraft ausgebeutet und um ihr Leben gebracht haben. Diese jungen Frauen haben angeblich ein sündiges Leben geführt oder waren nach einer Vergewaltigung schwanger. Oftmals reichte es schon , wenn sie aus ärmlichen Verhältnissen kamen,   auffallend hübsch sind  oder gerne lächeln.  Auch wer selbstbewusst seine eigene Meinung kund tat, lief Gefahr im Heim zu landen. Und kam dort oft nie wieder heraus. 

Diese Geschichte über Cathy und Rose , stellvertretend für unzählige Frauen und Mädchen,  die in den Magdalenenheimen unter unvorstellbaren Bedingungen leben und arbeiten mussten, hat mich sehr berührt und zum großen Teil schockiert und fassungslos gemacht. 

Die Geschichte wird auf zwei Zeitebebenen erzählt. Ab 1966 wird die Geschichte von Cathy , Tochter eines vermögende Unternehmers  , und von Rose , welche aus ärmlichen Verhältnissen,  der Vater trinkt zuviel,  erzählt.  Obwohl die beiden 14 jährigen Mädchen sehr unterschiedlich sind, verbindet sie eine innige Freundschaft,  sie sind fast so eng wie Schwestern.  Auch ihre Zukunftsträume sind weit voneinander entfernt.  Während Cathy, intelligent und in Bücher vernarrt, sehr selbstbewusst, ist , sie   spricht gerne laut aus , was sie denkt , eines Tages studieren und Schriftstellerin werden möchte, träumt  Rose von einer Ehe , mit Haus und Kind. 

Der zweite Handlungsstrang spielt in der Gegenwart.  Da Leah noch nicht weiß, was sie mit ihrem Abitur machen möchte,  Arzt wie ihr Vater ist keine Option,  nimmt sie eine Stelle als Au-Pair in Dublin an. 

Die Freundinnen werden plötzlich getrennt,. Rosies Mutter verstirbt früh , der Vater kann sich nicht um sie kümmern, so daß sie in die Obhut der Kirche  kommt . Im Magdalenenheim muß sie von da an in der Wäscherei arbeiten und wird  unter unvorstellbar furchtbaren Verhältnissen wie eine Sünderin von den Nonnen behandelt.  Dabei hat sie nichts verbrochen, außer ein hübsches Mädchen zu sein. Sie verkümmert immer mehr ,bis sie heimlich Cathy um Hilfe bitten kann , sie aus dieser Gefangenschaft herauszuholen.  Als Hausangestellte bei Cathys Vater kann sie diese schreckliche Zeit ein klein wenig verdrängen und die Freundschaft wieder aufleben lassen.  Alles scheint zunächst gut zu verlaufen,  bis Cathy ein Unglück widerfährt und ihr Vater sie auf Anraten eines Pfarrers ins Magdalenenheim bringen lässt, damit sie ihr für ihre Sünden büßt und wieder vernünftig wird, also so wie die Gesellschaft es von ihr erwartet . 

Als Leah Rose , sie ist die Großmutter ihrer Gastfamilie, kennenlernt,  ist sie mit ihren 67 Jahren bereits dementsprechend und von zuviel Alkoholkonsum gezeichnet.  Leah erfährt,  daß Rose etwas aus ihrer Vergangenheit sehr belastet  und so macht sie sich mit ihrem Enkel Shaun auf die Suche nach Spuren . So nach und nach können sie Puzzleteile  aus Rosies Leben zusammen setzen.  Wird es Rose helfen, ihren Frieden zu finden? 

Auf eindrucksvolle und auch schonungslose  Weise beschreibt Tereza Vanek das Geschehen den Magdalenenheimen. Ein dunkles Stück Zeitgeschichte Irlands unter dem Namen und Einfluss der Kirche wird durch die Geschichte von Cathy und Rose greifbar gemacht. Der Schreibstil ist so lebendig,  daß ich stets Bilder vor Augen hatte. Die Zeitebebenen sind so geschickt miteinander verwoben,  daß die Spannung durchgehend hoch ist und ich nicht aufhören konnte zu lesen. Ich war so gefesselt und gleichzeitig schockiert ,  ich musste unbedingt wissen,  wie die Geschichte weitergeht.  Ganz nebenbei entwickelt auch eine zarte Liebesgeschichte . Es gibt einige Wendungen und Entwicklungen  mit denen ich nicht gerechnet habe.  

Die Protagonisten habe ich schnell liebgewonnen und gerne hätte ich sowohl Rose als auch Cathy tröstend gehalten und Tränen getrocknet.  

Diese Geschichte hat mich tief berührt.  Die Schilderungen aus den Magdalenenheimen , wie die Nonnen dort mit unnachgiebiger Härte und Brutalität mit den Frauen umgingen, hat mich schockiert.  Sie wurden dort wie Sklavinnen gehalten,  durften das Gelände nicht verlassen,  ihr Leben wurde zerstört. Erst als 1996 das letzte Heim geschlossen wurde und unzählige namenlose Gräber entdeckt wurden,  hat man mit der Aufarbeitung dieses schrecklichen Kapitels begonnen.  Eine furchtbare Zeit, die sich nie , in keinem Land wiederholen darf. So manches Mal hatte ich beim Lesen Tränen in den Augen und Gänsehaut.  

Im Nachwort finden sich noch einige interessante Fakten zu diesen Heimen. 

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Tereza Vanek und dem Piper Verlag für das Rezensionsexemplar, meine Meinung wurde dadurch in keiner Weise beeinflusst.  

Sehr gerne empfehle ich diese spannende,  berührende und auch schockierende Geschichte weiter.