Rezension

Eine irische Geschichte, die wahr sein könnte

Die Magdalenenschwestern. Das gestohlene Leben -

Die Magdalenenschwestern. Das gestohlene Leben
von Tereza Vanek

Eines der dunkelsten Kapitel irischer Geschichte und der Katholischen Kirche.

Wir befinden uns in Dublin, Irland, Anfang der 1960er Jahre. Es waren sie Swinging Sixties, doch für junge Mädchen und Frauen konnte es aus den verschiedensten Gründen sehr gefährlich werden. Die beiden jungen Mädchen Rosie, aus einer armen irischen Arbeiterfamilie, und Cathy, Tochter eines wohlhabenden Unternehmers, freunden sich in der Schule miteinander an. Rosie ist sehr hübsch, gefährlich im streng katholischen Irland damals und Cathy, liebt ihre Bücher über alles und spricht aus was sie denkt, ganz direkt und völlig undiplomatisch, auch sehr gefährlich. Doch das ist den beiden Mädchen überhaupt nicht bewusst und so unterschiedlich sie auch sind, der Leser schließt sie sofort ins Herz und erlebt an ihrer Seite ein Irland, das man sich heute gar nicht mehr vorstellen kann, doch dank der guten und gründlichen Recherche der Autorin ein sehr klares und bedrückendes Bild gezeichnet bekommt. Cathy und Rosie halten zusammen und versuchen das Leben in diesen schwierigen Jahren selbstständig zu gestalten, was für junge Frauen böse ausgehen konnte, doch sie hatten einen starken Willen ihr Leben zu leben. Das hatte für beide einen hohen Preis....

Nun gibt es einen Zeitsprung in die Gegenwart und die junge Leah hat gerade ihr Medizinstudium abgebrochen und begibt sich auf Empfehlung einer Freundin nach Dublin um für ein Jahr eine Aupair-Stelle anzutreten um herauszufinden, was sie denn nun mit ihrem Leben anfangen könnte. Das Irland von heute findet Leah modern, locker und aufgeschlossen und in ihrer Aupair-Familie fühlt sie sich auch sehr wohl. Durch Marian, ihre Aupair-Mutter, lernt sie dessen attraktiven, jedoch sehr zurückhaltenden Bruder Shaun kennen, der Künstler ist, bei seiner Grandma Rosie lebt und sie versorgt. Die beiden jungen Leute freunden sich langsam an und Leah gewinnt Grandma Rosie lieb, obwohl sie wunderlich oder besser gesagt dem Whiskey sehr zugetan ist und unter zunehmender Demenz leidet. Doch es ist nicht nur das. Leah spürt, dass es in der Familie ein Geheimnis gibt, ein Geheimnis, das Rosie quält und das hängt mit einer ihnen unbekannten Frau namens Cathy zusammen. Leah und Shaun beschließen um Rosies Willen nachzuforschen und lernen in diesem Zug ein Irland kennen, das ihnen völlig fremd ist und sich der Strudel der Geheimnisse bis in die Gegenwart zieht und mehr Menschen betrifft, als sie vermutet haben. Hat ihre junge aufkeimende Liebe bei diesen dramatischen Ereignissen überhaupt eine Chance?

Tereza Vanek ist wirklich ein außergewöhnlich spannender Familienroman gelungen, der aufgrund ihrer gründlichen Recherche, ihrer feinen Charakterbildung der Protagonisten und der lebendigen Sprache den Leser in die Geschichte Irlands auf eine sehr authentische und sehr erschütternde Weise mit hineinnimmt. Mir war nicht klar, wie viel Macht die Katholische Kirche noch in den Sechziger bis Siebziger Jahre dort hatte und mit welcher Skrupellosigkeit, alles schön unter einem religiösen und selbstgerechten Deckmäntelchen versteckt, sie die jungen Frauen ausbeutete. Ich hatte bei einigen Szenen fast Tränen in den Augen wie viele Familien unter diesem grausamen Schweigen der Katholischen Kirche und ihren Vertretern heute noch leiden müssen.

Absolut lesenswert!