Aus dem Leben eines Bestatters
Bewertet mit 5 Sternen
Peter Wilhelm ist Bestatter, sein Handwerk hat er von der Pike auf gelernt. Seit vielen Jahren führt er ein Bestattungsunternehmen und parallel dazu eine Art Tagebuch, in dem er die kuriosesten, anrührendsten, interessantesten,... Begebenheiten mit Hinterbliebenen aufschreibt. Eine Auswahl davon hat er in diesem Büchlein (ca. 250 Seiten) veröffentlicht.
Ich muss sagen, mich hat es beeindruckt, wie offen Herr Wilhelm hierbei gerade mit seinen eigenen Gefühlen umgeht. Wann gibt ein Mann von sich aus so offen zu, dass er Rotz und Wasser geheult hat/die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte/...? Gerade, weil man bei Bestattern ja oft denkt, dass sie berufsmäßig so schnell in der Hinsicht nix erschüttern kann. Herr Wilhelm kennt dieses Klischee und geht offen damit um - wie mit so vielen anderen auch.
Die Fälle, die er erzählt, fand ich sehr interessant - manche gleichen fast einem Krimi, andere sind zum Schmunzeln (heißen denn nun wirklich alle Rocker Pepi oder landen einfach alle Pepis der Rockerszene bei Herrn Wilhelm?) und bei anderen bekam ich auch feuchte Augen.
Der Stil ist dem Thema angemessen, Herr Wilhelm spricht zu keinem Zeitpunkt respektlos über die Verstorbenen und ihre Angehörigen. Im Gegenteil, wenn mit den Leichen etwas getan wird, was für den Leser seltsam erscheinen könnte, wird erklärt, warum dies so geschieht.
Ein sehr lohnender, interessanter Einblick in ein Berufsbild, über das man sich sonst eher selten Gedanken macht.
Klar Empfehlung!