Rezension

Aus der Vergangenheit lernen

Ich gebe dir eine Stimme -

Ich gebe dir eine Stimme
von Michelle Shocklee

Bewertet mit 5 Sternen

Der 29. Oktober 1929 ist Renas Tag, zumindest ist sie beim Aufwachen davon überzeugt. Endlich ist sie sechzehn, und das soll an diesem Tag groß gefeiert werden. Doch dann schiebt sich ein anderes Ereignis in den Vordergrund dieses Tages, und Renas ganzes Leben verändert sich. Dieser schreckliche Tag geht als der Schwarze Dienstag in die Geschichte ein, doch er betrifft auch Rena ganz persönlich. Mit der Börsenkrise verliert ihr Vater, ein Bankier, die finanzielle Lebensgrundlage der Familie.

 

Knappe sieben Jahre später ist Rena längst desillusioniert. Anders als das junge selbstsüchtige Mädchen von damals, weiß sie inzwischen, dass sich die Welt nicht um sie und ihre Wünsche dreht. Sie wäre schon glücklich, wenn sie ihre alte Stelle als Reporterin bei der lokalen Zeitung wiederhaben könnte.

 

Weil die Familie ihr Einkommen braucht, fragt sie ihren ehemaligen Chef immer wieder nach Arbeit. Schließlich kann er ihr einen Auftrag vermitteln. Sie soll sich die Geschichten von ehemaligen Sklaven anhören und sie aufschreiben. Die gesammelten Geschichten sollen dann veröffentlicht werden.

 

Voller Angst macht sie sich auf den Weg zu ihrer ersten Interviewpartnerin, der 101jährigen Frankie. Frankies Geschichte erschüttert Rena. Nie hätte sie sich vorgestellt, dass noch vor wenige Generationen in ihrer Heimat so mit Menschen umgegangen wurde. Die Gespräche mit Frankie helfen Rena auch ihre eigene Situation anzunehmen. Ihr Leid wird in die richtige Perspektive gerückt. An Frankies Seite nimmt sie auch zaghafte Schritte zurück zu dem Gott, der sie so enttäuscht hat.

 

Dieses Buch erzählt zwei Geschichten. Eingebettet in der Geschichte von Rena, die mit den Folgen der Großen Depression zu kämpfen hat, verfolgt der Leser das leidvolle Leben von Frankie, die schon als kleines Mädchen ihre Mutter verlassen musste. Sie lebt als Sklavin, erlebt den Sezessionskrieg mit und verbringt Jahre in einem Lager. Dort wird ihr Leben durch liebevolle Menschen aus dem Norden verändert, die gekommen sind, weil sie den ehemaligen Sklaven beim Aufbau eines eigenständigen Lebens helfen wollen.

 

Vor allem die zweite Erzählung, die Geschichte von Frankie, ist sehr spannend. Interessant ist aber auch die Entwicklung von Rena, die sich verändert, weil die Lebensgeschichte Frankies sie so bewegt. Außerdem sind mehrere berührende Liebesgeschichten in der Erzählung hineinverwoben. Inspirierend sind auch die Hinweise auf Gott; wie er Leben verändert und warum er trotz leidvollen Erfahrungen vertrauenswürdig ist.

 

Fazit: Eine lesenswerte Erzählung über eine schlimme Zeit in der Geschichte Amerikas, die zeigt, wie wichtig es ist Geschichten weiterzugeben, damit nachfolgende Generationen davon lernen können. Sehr empfehlenswert!