Rezension

Aus heutiger Perspektive sehr unangenehm zu lesen

Reise in ein fernes Land -

Reise in ein fernes Land
von Agatha Christie

Bewertet mit 2 Sternen

Als Agatha Christie im Jahr 1930 nach Mesopotamien reiste, lernte sie dort Max Mallowan kennen, einen auf den Mittleren Osten spezialisierten Archäologen. Schon wenige Monate später heirateten beide und die Schriftstellerin begleitete ihn fortan auf seine Expeditionen nach Syrien. Laut eigenen Angaben wurde Agatha Christie nun ständig gefragt, wie das Leben dort für sie sei und so verfasste sie „Reise in ein fernes Land“ (Originaltitel: Come, tell me how you live), welches bereits unter dem Titel „Erinnerung an glückliche Tage“ auf Deutsch erschien und von Claudia Mertz-Rychner übersetzt wurde.

Um eines vorwegzunehmen: Ich liebe Agatha Christies Kriminalromane und bin der Meinung, dass sie viele Grundsteine für das Genre gelegt hat. Dennoch muss ich einfach ehrlich darüber schreiben, wie unangenehm sich dieser Reisebericht liest. Das liegt nicht einmal an dem recht flapsigen Sprachstil, den die Autorin anschlägt, sondern daran, worüber sie berichtet, denn der Text beschäftigt sich hauptsächlich mit den „Schwierigkeiten“, denen sich das Ehepaar Christie – Mallowan gegenüber sieht. Kurz zusammengefasst: den Menschen.

Agatha und ihr Mann klagen ständig über ihr unfähiges, „arabisches“ Personal, das weder die Betten richtig machen, noch westlich kochen kann. Der Fahrer vergisst, das Auto zu betanken, der „Boy“ versteht nicht, wie er das Besteck korrekt auf die Tafel legen soll. Im Gegensatz zu Max, der im Arabischen immerhin fließend ist, hat Agatha nur das gelernt, was ihr wichtig erscheint: ein paar Worte, um ihre Angestellten auf die wichtigsten Fehler im Haushalt hinzuweisen. Diese Anekdoten mögen auch dazu dienen, das Lesepublikum bei Erscheinen 1946 zu amüsieren, lesen sich aber mit heutigem Blick mehr als unpassend.

Persönlich hatte ich mir mehr Wissen über Land und Kultur oder über die Ausgrabungen gewünscht, das blieb jedoch größtenteils aus. Wo Agatha sich selbstkritisch zeigt, über sich selbst lacht oder in der Interaktion mit Max ist das Buch durchaus charmant. Der Rest veranschaulicht jedoch nur die Sicht privilegierter Weißer auf ein Land, das ganz anders ist, als ihr eigenes. Hier wären, meiner Meinung nach, ergänzende Informationen (z.B. in Fußnoten) notwendig gewesen oder zumindest ein einordnendes Nachwort.