Rezension

Diese Rezension enthält Spoiler. Klicken, um alle Spoiler auf dieser Seite lesbar zu schalten.

Aus Liebe zu sich selbst

Die Rebellin -

Die Rebellin
von Thérèse Lambert

Bewertet mit 4.5 Sternen

Anfang November 1886: Die knapp 26-jährige Lou von Salomè erhält einen Heiratsantrag von Friedrich Carl Andreas. Der über vierzigjährige ist ein Gelehrter mit Doktorwürde. Sie stimmte der Ehe zu unter gewissen Bedingungen. So wurde die Ehe nie vollzogen, wie es halt so üblich war. Und würde wohl auch nicht.
Zehn Jahre später setzt sich die Handlung fort in München. Derzeit weilt Lou mit ihrem Hund Lotte sowie ihrer Freundin Frieda dort. In der Zwischenzeit hat sie auch einen Liebhaber, den Medizinalrat aus Wien. Doch ihre Freiheit bedeutet Lou sehr viel. So kommt auch eine Scheidung von Carl nicht für sie in Betracht.
Zitat
Ich bin Erinnerungen
treu für immer,
Menschen werde ich es niemals sein.

Lou Andreas-Salomè

Dort in München sind es halt die Umstände, der Umgang in den Künstlerkreisen, dass sich der junge Dichter Rilke und die ältere Lou treffen. Wie sich im Laufe der Zeit feststellen lässt, sind es zwei Seelenverwandte, die sich für eine Zeit gesucht und gefunden hatten.
Hauptsächlich spielt die Handlung in den Jahren mit Rilke ab. Es sind unruhige Jahre, die für Lou das Alleinsein fast unmöglich machen. Der Riß zwischen ihnen wurde während der gemeinsamen Rußlandreise vollzogen. Sie wollte endlich wieder schreiben. Mehr denn je überkam sie die Erkenntnis, dass er, der junge Dichter, sie die ältere Schriftstellerin, ihn mit seinem drohenden Wahnsinn nicht retten konnte. Sie wollte wieder ganz sich selbst sein.
Die geschilderten Jahre mit Rilke werden immer wieder mit Blick in die Vergangenheit von Lou unterbrochen. So erfährt man einiges über ihr vergangenes Leben. So ist die Geschichte zwischen Lou und Rilke  auf Lebensjahre gesehen kurz. Und dennoch spürt man die Verbindung zwischen ihnen. Mir war im Prinzip nur der Name Rilke ein Begriff, nicht so der von Lou von Salomè. Sie ist eine für die damalige Zeit moderne Frau. Man bekommt einen Blick und auch tiefes Verständnis, spannend und hochinteressant, dass alles kennen lernen zu dürfen.
"Die Rebellin" ist nunmehr der vierte Band der Reihe im Aufbau Verlag "Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe". Zum Ende gibt es noch ein sehr aufschlussreiches Nachwort der Autorin.
So habe ich mit diesem Roman wieder mal einiges Neues gelernt. Es hat zwar - meiner Meinung nach - an einigen Stellen etwas "geruckelt" was meinen Lesefluss ein bisserl gebremst hat, aber ansonsten hat mir der Roman gut gefallen.
Wirklich gut recherchiert - meine Leseempfehlung.