Rezension

Ausdrucksstark

Die Sonnenwächterin -

Die Sonnenwächterin
von Maja Lunde

Bewertet mit 5 Sternen

"Die Sonnenwächterin - Eine Frühlingsgeschichte" ist der zweite Band des Jahreszeitenquartetts von Maja Lunde. Genauso wie der vorherige Band, ist dies eine abgeschlossene Geschichte und lässt sich unabhängig voneinander lesen. 

 

Zuallererst möchte ich das großartige Design ansprechen. 

Genauso wie der erste Band ist das Buch recht groß und quadratisch und sehr edel verziert. 

Das Cover ist ein Traum. Das tiefe Grün mit den folierten Golddetails ist herrlich anzuschauen. Das gerahmte Bild in der Mitte, vermittelt einen schönen Frühlingstag im Wald. 

Nimmt man den Schutzumschlag ab, so findet man genau den gleichen Druck auf dem Bucheinband selbst. 

Öffnet man das wunderschöne Buch, springt einem so gleich das herrlich grün, detailreich bedruckte Vorsatzpapier entgegen. Und auch beim Weiterblättern trifft man auf wunderschöne Kunstwerke der Illustratorin Lisa Aisato. 

Diese Illustrationen bedecken so gut wie jede Seite und des Öfteren gibt es ein Doppelseitiges Kunstwerk. 

Auf die Art und Wirkung der zahlreichen Illustrationen, werde ich zu einem späteren Punkt noch einmal vertieft eingehen. 

 

Doch nun schauen wir uns erstmal die Geschichte an. 

Das Waisenmädchen Lilja lebt bei ihrem alten Großvater. Lilja würde so gerne den Frühling und die Sonne sehen, von welcher ihr Großvater ihr erzählt und sie selbst nie wirklich erleben konnte. Denn die Sonne verschwand aus ihrem Leben als Lilja gerade mal ein Jahr alt war und hat dementsprechend nur eine verblassende Erinnerung von dieser. Das Darf ist seither in Dunkelheit, Regen und Kummer gehüllt, es heißt die Sonne wird erst in 100 Jahren wieder scheinen. 

Unter dem ständigen grauen und trüben Wetter, verkümmern die Menschen im Dorf und sind kränklich, schwach. Doch nicht nur die Menschen trifft es, sondern auch den Pflanzen, die ohne das wichtige Sonnenlicht nicht wachsen und gedeihen können.  

Doch der Großvater besitzt ein Gewächshaus, welches für Lilja streng verboten ist, und beliefert den Dorfmarkt dürftig mit Gemüse. Dadurch rettet der Großvater das Dorf vor dem Hungerstod, doch satt macht es niemanden. 

Als Liljas Großvater eines Tages sein Brot vergisst, macht Lilja sich auf, um, es ihn zu bringen. Am Gewächshaus findet sie ihren Großvater nicht und betrifft daraufhin das verbotene Gewächshaus. Doch die Pflanzen dort sind ebenfalls mickrig und verschrumpelt. Hierher kann nicht das Gemüse vom Großvater kommen. 

Hinter dem Gewächshaus entdeckt sie einen dunklen Pfad, der in den Wald führt. Dieser Wald ist ebenfalls verboten, doch Lilja möchte unbedingt das Geheimnis ihres Großvaters herausfinden und betritt den Wald. 

In diesem dunklen, verbotenen Wald trifft sie auf einen Ort voller Wärme, Licht, Früchten und Blumen. Hoffnung keimt in ihr auf Lilja ist überwältigt von der Fülle und Farbpracht und beschließt, dieses Glück ihrem Dorf wieder zu ermöglichen. 

Doch dann gibt es noch die Sonnenwächterin und die brennende  Sonne, deren Hitze man nicht unterschätzen sollte...

 

Lilja ist eine tolle Protagonistin. Sie ist sympathisch, liebenswert und tapfer, kämpft für eine bessere Welt...eine Welt die ihr zusteht, die jedem Kind zustehen sollte. Ohne Hunger, ohne Furcht, ohne Einsamkeit. 

Die Entwicklung von hoffnungslos, von Kummer erfüllt, zu wütend und entschlossen, bis schließlich hin zu vergebend und hoffnungsvoll, hat mich zutiefst berührt.

 

 „Ich hatte ein ganzes Kinderleben hinter mir, in dem ich vom Frühling geträumt hatte und von einer Umarmung "

(Lilja, Die Sonnenwächterin - Maja Lunde)

 

Da die Handlung aus Liljas Sicht beschrieben wird, konnte ich mich gut in sie und ihre Gefühle hineinversetzen.  

Maja Lundes Schreibstil ist einmalig. So ausdrucksstark, flüssig und ergreifend. Trotz des melancholischen, düsteren Settings, hat die Geschichte etwas kindliches und hoffnungsvolles. 

Durch die bildhaften Beschreibungen und den zahlreichen Illustrationen konnte ich die Wetterlagen richtig fühlen. 

Die detailreichen und großartigen Illustrationen vermitteln einen  das Gefühl mittendrin zu sein. Man spürt die Trauer, die Düsternis, Kälte, aber auch die Hoffnung und Wärme. 

 

„Ich träume vom Duft des Sommers in einer Blumenwiese,

ich träume von Bäumen voller roter Blätter im Herbst,

ich träume von verschneiten Dörfern im Winter.

Und mehr als alles andere träume ich vom Frühling.

Von sprießendem Laub, Weidenkätzchen, Huflattich und Leberblümchen...

Leben, das der toten Natur entspringt.

Ich träume von Veränderung."

(Lilja, Die Sonnenwächterin - Maja Lunde)

 

In Form eines Märchens wird hier auf kindliche und doch ausdrucksstarke Art auf das Thema Umweltkatastrophe eingegangen.

Die Sonne ist wichtig für unser Leben, für die Pflanzen, für die Nahrung. Doch was geschieht, wenn es zu viel Sonne gibt? Oder eben gar keine? 

Maja Lunde schafft es wieder einmal die Deutlichkeit des Themas darzustellen und zeigt auf, wie wichtig das Gleichgewicht in der Natur ist. 

Doch auch verdeutlicht dieses tolle Buch Themen wie Leid, Trauer, Verlust, aber auch Hoffnung, Freude und Familie. 

Es ist wichtig solche Themen anzusprechen und auch schon an die Jüngeren zu vermitteln. 

Aufgrund der schweren Thematik ist es kein Kinderbuch, kann meiner Meinung nach, aber auch mit Kindern gemeinsam gelesen werden.

 

Eine herzergreifende, düstere und hoffnungsvolle Geschichte, die mich noch länger beschäftigen wird. Nun werde ich mir auch schleunigst den ersten Band "Die Schneeschwester" zulegen und hoffe auf baldiges Erscheinen des dritten Bandes. 

Von mir gibt es begeisterte und nachdenklich zurückgelassene 5 Alpacas.