Rezension

Aussergewöhnlich!

Niemand rettet sich allein - Margaret Mazzantini

Niemand rettet sich allein
von Margaret Mazzantini

Ein aussergewöhnliches Buch mit Tiefgang

Margaret Mazzantini entführt den Leser nach Rom. Eine laue Sommernacht. Alles könnte so schön sein. Überall sieht man Liebespaare, durch die Strassen schlendernd oder sitzend in den zahlreichen Cafes und Restaurants. Hier sitzen auch Delia und Gaetano. Sie haben sich auf einen Wein getroffen. Vor nicht allzu langer Zeit waren sie eine Familie zusammen mit den beiden Söhnen Cosmo und Nico, doch Delia und Gaetano haben sich auseinander gelebt. Delia wohnt weiterhin in der ehelichen Wohnung. Gaetano ist in ein billiges Hotel gezogen, einer Absteige. Sie sitzen beisammen, hätten sich so viel zu sagen und tun es doch nicht. Sie träumen. Sie träumen beide von einem besseren Leben und doch schweifen ihre Gedanken immer wieder ab in die Vergangenheit. In die Vergangenheit, die sie gemeinsam gelebt haben, die Zeit, in der sie sich noch geliebt haben. Irgendwann kam die Routine, die Langeweile, die beide zermürbt hat. Sie sind sauer. Sie sind wütend. Sie stellen fest, dass sie sich nicht mehr lieben und doch besteht da noch eine gewisse Anziehungskraft oder ist es die alte Gewohnheit? Am Nebentisch sitzt ein altes Ehepaar. Der Mann bittet Delia und Gaetano für ihn zu beten, denn niemand rettet sich allein. 

"Niemand rettet sich allein" ist nicht nur der Titel eines aussergewöhnlichen Romanes, sondern auch ein Satz, der nachdenklich stimmt. Margaret Mazzantini gelingt es, mit ihren Worten das Flair des lauen römischen Sommerabends einzufangen. Man sieht sich selbst nebenan im Lokal sitzen. Man spürt die Spannung zwischen den beiden Protagonisten. Man träumt mit ihnen den Traum eines besseren Lebens. "Niemand rettet sich allein" ist ein sehr starkes Buch, tiefsinnig und mitreissend. Ein Roman mit sehr, sehr viel Lebensgefühl.

Erschienen bei DUMONT