Rezension

Außergewöhnlich, es war mein erstes Buch einer japanischen Autorin

Ihre Nacht - Banana Yoshimoto

Ihre Nacht
von Banana Yoshimoto

Bewertet mit 4.5 Sternen

Mein erstes Buch einer japanischen Schriftstellerin. Und bestimmt nicht mein Letztes. Ungewöhnlich im Schreibstil, zumindest für mich. Banana Yoshimoto (*1964, Tokio), Mitglied einer mit Literatur beschäftigten Familie, konnte fast nicht anders, als ebenfalls in diesem Metier berühmt zu werden, nicht ohne ihren eigenen Stil zu finden. Ihren Künstlername Banana hat Yoshimoto wegen der Schönheit der roten Blüten des Bijinsho, der Bananenblüte, so genannt.

Durch meine Reisen in asiatische Länder weiß ich, dass das Gesicht zu verlieren, eine der wirklich schlimmen Dinge ist, die einem Asiaten passieren kann. Das findet sich auch in der Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird, in „Ihre Nacht“. Leise, vorsichtige Sätze, ein Herantasten an das Geschehen. Cousin und Cousine, die sich nach Jahren wiedersehen, damit vor allem die Cousine herausfinden kann, was mit ihrer Familie passiert ist.

Ihre Mütter sind Schwestern, Zwillinge, die böses erlebt haben als Kinder und jene Erfahrung auf verschiedene Wege verarbeiten und dennoch auch auf den Spuren der Großmutter wandeln. Es geht um schwarze und weiße Magie, Hexerei, Zauberei, wie sie in unseren Breitengraden vertreten war und ist, aber auch in so vielen Ländern dieser Erde. Die Schwestern wachsen damit auf, werden von der Großmutter geschult, doch dann passiert ein Unglück. Eine der Schwestern schafft es, sich von der Magie loszusagen, ein einfacheres Leben zu führen, doch die andere will mehr und so kommt es zur Trennung zwischen den Zwillingen, als ihre Kinder noch klein sind.

Die Cousine (Yumiko) lebt in Tokio, in einem winzigen Apartment, als ihr Cousin (Shōichi) sie aufsucht, mit dem sie als Kind so gerne spielte. Wie auch ihre, so ist nun auch seine Mutter gestorben und ihr letzter Wunsch war, dass er sich um sie kümmern soll. Auf der Familie von Yumiko liegt ein Fluch und Shōichi will ihr helfen diesen zu brechen. Aber bloß nicht mit der Tür ins Haus fallen, höflich bleiben, lieber umschreiben, verneinen, vertrösten, lieber in kleinen Schritten zur Wahrheit kommen.

Mit jeder Zeile und Seite kommen wir diesem Fluch, einem unglaublichen Verbrechen näher, das nicht ausführlich beschrieben werden muss, dass wir Leser auch so herausfinden was passiert ist. Und es ruft leises Schaudern hervor, je näher wir dem eigentlichen Geschehen und der tatsächlichen Geschichte in der Geschichte kommen. Die Spurensuche der Zwei wird begleitet von der Erkenntnis, dass die Liebe aus Kinderzeiten noch immer da ist und vielleicht auch erhalten und vertieft werden kann. Wäre da nicht ...