Rezension

Außerplanmäßiger Halt

Der Tunnel - Hans Leister

Der Tunnel
von Hans Leister

Bewertet mit 4 Sternen

Steppach freut sich auf seine erste Fahrt als Zugführer durch den Gotthardtunnel. Die Strecke hat er gebüffelt und nun ist es so weit. Die schweizer Bahn ist pünktlich und genauso wie auf die Fahrt freut sich Steppach auf den Abend zu hause. Doch mitten im Tunnel kommt es zu einem plötzlichen Halt. Die Verbindung zur Basisstation ist abgerissen und der Strom ist ausgefallen. Steppach und seine paar Kollegen stehen vor einem Rätsel. Noch machen sie sich keine großen Sorgen, ein Hilfstrupp wird bald eintreffen und sie rausholen. Doch die Zeit verrinnt und die 300 Fahrgäste werden immer nervöser.

 

Dieser Roman fängt eigentlich ganz harmlos an. Man denkt, der Zug hat eine Panne und das wird schon wieder. Irgendwer repariert den Stromausfall und die Fahrt kann weitergehen. Allerdings drängt sich den Bahnmitarbeitern je länger dieser Stillstand dauert der Gedanke auf, dass sie wohl selbst eine Lösung finden müssen. Dass die Passagiere langsam etwas merken, lässt sich nicht verhindern. Die Lehrerin Corinna Abramovicz, die mit ihrer Klasse aus Berlin kommt, ist eine der ersten, die beginnt Fragen zu stellen. Sie ist auch diejenige, die Pläne schmiedet, um vor allem auf ihre Schüler bei Laune zu halten. So langsam wird die Lage unheimlich.

 

Ungewöhnlich und interessant ist das Setting dieses Romans. Der Zug in einem abgeschlossenen Tunnel und keiner weiß, was die Ursache der Störung ist. Geschickt steigert der Autor dabei das Geschehen. Nach und nach sickert die Erkenntnis ein, dass es wohl ein größeres Ereignis gegeben haben muss. Auch wenn sich die Geschichte manchmal etwas langsam entwickelt und sich die Wechsel der Perspektive erst nach einer Weile erschließen, macht das Buch jedoch immer so wissbegierig auf den Fortgang der Handlung, dass man einfach bei der Stange bleiben muss. Wie diese Eingeschlossenen Glück haben, dass besonnene Menschen die Leitung übernehmen und es nicht zu Unruhen kommt. Dieser Umgang mit einer Katastrophe weckt Hoffnung, dass die Menschen vielleicht doch fähig sind sich zusammenzuraufen. Eine besondere Note bekommt das Buch durch den sehr überraschenden Schluss. Da hat man etwas, worüber es sich nachzudenken lohnt.