Rezension

authentische Kriminalfälle

Die Samaritermaske - Toni Feller

Die Samaritermaske
von Toni Feller

Bewertet mit 5 Sternen

An einem Augustabend des Jahres 1998 entdecken zwei Spaziergänger am Rheinufer den Kopf einer seit Tagen vermissten jungen Frau. Wo ist der Rest der Leiche? Und wer hat die Hochschwangere ermordet? Erst nach intensiven Ermittlungsarbeiten und einigen Pannen kommt die Kriminalpolizei dem Täter auf die Spur. Diesen und fünf weitere Fälle aus seiner Praxis zeichnet Kriminalhauptkommissar Toni Feller in diesem Buch nach. Er beschreibt, wie aus einem Voyeur ein Kindermörder wurde, wie sich ein Mörder hinter der Maske eines guten Samariters verbarg und es einem Serienvergewaltiger gelang, lange Zeit ungestraft davonzukommen. Dabei vermittelt Feller ein ehrliches und realistisches Bild der Polizeiarbeit. Fachmännisch, sachlich und authentisch.

Es gibt inzwischen viele dokumentarische Sammelbände zu Kapitalverbrechen. Vor allem reißerische, die versuchen mit viel "Action" öffentlichkeitsträchtig Mordfälle aus zu schlachten. Dies ist nicht das Anliegen von Toni Fellner. Jahrzehntelang in und um Karlsruhe als Polizist und Kriminalkommissar an der Front tätig, erhält man in dem Band "Die Samaritermaske" einen authentischen Eindruck von Polizeiarbeit. Es sind vor allem die Ermittlungsarbeit und die Verhöre, die hier ohne viel Schnörkel und hin und wieder sogar im Schnodderton, die im Vordergrund stehen. Fellner stilisiert weder sich noch seine Kollegen im Sinne genialer Überflieger und charismatischer Superbullen, wie es derzeit so gerne in Fernsehserien üblich ist. Es geht um den Arbeitsdruck, der bei der Arbeit zu Kapitalfällen auf den Behörden lastet. Wer feinsinnige wissenschaftliche CSI-Erörterungen sucht, wird hier nicht fündig. Wenn es um mörderische Entführung, eine brutale Beziehungstat an einer Schwangeren und vor allem um Sexualdelikte geht, dann stehen neben nüchternen Beschreibungen von Ermittlungsabläufen auch immer ungeschminkte politische Bewertungen des Rechtsstaates bei Fellner. Sein Job läßt ihn vehement die Partei der Opfer ergreifen. In kaum einer anderen deutschsprachigen Fallsammlung wagt sich ein Autor so deutlich mit seinen Emotionen und Meinungen zum Verbrechensalltag zu äußern. Das wird den ein oder anderen Leser provozieren. Entsprechend liegt die Qualität von Fellners Fällen einen tiefen Einblick in Verbrechensrealität aus der Perspektive der ganz normalen Ermittlungsarbeit zu geben: Hier spricht die Polizei, und das mit einer offenherzigen und resoluten Stimme, die wagt Position zu beziehen. Fellners Fälle laden zur Diskussion ein.

Fazit: Das Buch gefällt mir sehr gut, es ist gut und spannend, informativ und interessant geschrieben, sehr lesenswert für Leute, die authentische Kriminalfälle gern lesen.