Rezension

Bandenkrieg im hohen Norden

Cape Diamond -

Cape Diamond
von Ron Corbett

Bewertet mit 4 Sternen

Das kanadische Springfield am gleichnamigen Fluss war bei seiner Gründung eine Holzfällersiedlung, die sich um ein Sägewerk entfaltete. Im 18. Jahrhundert bot der boreale  Nadelwald  am nördlichen Polarkreis Holz, Felle und Wasserkraft im Überfluss;  französisch-stämmige „Voyageurs“ sorgten für den Warentransport. Nur, wovon lebt man hier, wenn man kein Sägewerk besitzt?

Als Senior Detective Frank Yakabuski von der RCMP Ermittlungen aufnimmt im Fall des ermordeten Augustus Morrissey, Boss der North Shore Shiners, sieht er sich mit der Vorgeschichte verfeindeter Banden konfrontiert. Fragt sich nur, was die Botschaft des Rohdiamanten bedeutet, der im Rachen des Toten gefunden wird und nachweislich aus einer kanadischen Mine stammt. Die Shiner könnte man heute irrtümlich als Straßengang unterschätzen, die Popeyes unter Papa Paquette  als Biker-Clan, Verbindungen bestehen zu Nachkommen der Métis, europäischen Pelzhändlern, die indianische Frauen heirateten. Der polnisch-stämmige Yakabuski, der zuvor Undercover für die Sûreté du Québec arbeitete und mehrere Kriegseinsätze in Bosnien hinter sich hat, hielt sich bisher für hart im Nehmen. Als jedoch in Springfield ein Bandenkrieg droht und sich aus Mexiko „Cambino“, ein Killer der kaltschnäuzigsten Art, auf schnurgradem Weg bis in den kanadischen Norden vorarbeitet, muss Frank zu härteren Mitteln greifen.

Der Forensiker, der Morrisseys Leiche am Fundort untersuchte, hatte sofort bemerkt, dass ihm keine Gaffer im Weg standen. Wo niemand die Polizei ruft, niemand etwas sieht und keine Namen genannt werden, kann es auch keine Gangs geben – magisches Denken eben. Warum jetzt, warum hier – und wer ist eigentlich mit wem verwandt, muss Frank sich fragen, unterstützt von der cleveren Kollegin Donna Griffin. Der Mountie kann auf Erfahrungen setzen, die sein pensionierter Vater George vor Jahren mit den Gangs sammelte, während Schwester Trish (ausgerechnet mit Augustus Morrisseys Anwalt Tyler Lawson verheiratet) zu gern ihren Bruder als Quelle anzapfen würde.

Ron Corbett trifft den Sound seiner Figuren und zeichnet einen nüchtern wirkenden Ermittler, der den Fehler noch nicht verwunden hat, der ihm bei seinem ersten Fall im hohen Norden unterlief.  Franks Eigenheit, wie im Suchbild nicht nur den Fehler zu finden, sondern den Blick anderer darauf zu lenken, weckt jedenfalls Neugier auf weitere Fälle.