Rezension

Baseball - ein Spiel, nicht nur für Amerikaner

Home Run - John Grisham

Home Run
von John Grisham

Bewertet mit 5 Sternen

Ich weiss auch nicht genau, warum ich ausserordentlich gern Bücher lese, in denen die Hauptperson „nur“ ein Spiel ist und zwar eins, dessen Regeln mir nicht einmal richtig geläufig sind, nämlich Baseball! Ich habe mit Begeisterung von Chad Harbach „Die Kunst des Feldspiels“ und von John Grisham „Der Coach“ gelesen und „Home Run“ hat mich genau so hingerissen. Übrigens werden meine Kenntnisse dieses bei uns nicht so bekannten und beliebten Sports von Buch zu Buch besser!

Denn zum einen bringt Grisham als Nachwort unter der Überschrift „Ein einfaches Spiel“ ein ganzes Kapitel zu den Spielregeln und zum anderen tut der Clip auf youtube von Chrissy http://www.youtube.com/watch?v=ra4ydZHShe4 eingestellt, den ich mir zum besseren Verständnis interessehalber reinzog, ein übriges. Dieser Clip, ein niedrigstschwelliger Einstieg für jedermann, soll deshalb auch Eingang in meine Rezension finden. Danke Chrissy! Idiotensicherer Clip :-).

Zurück zum Buch: Paul und Jill Tracey haben kein echtes Verhältnis zu ihrem Vater mehr. Warren Tracy ist ausgezogen, nach einer sportlichen Krise. Er ist Baseballstar seiner Highschool und spielt auch danach professionell Baseball, bleibt jedoch trotz aller Anstrengung in der sportlichen Karriere immer nur gutes Mittelmaß, was an seinem ausgeprägtem Ego frißt. Warren ist ein Pitcher, ein Werfer. Und der neue Stern am Baseballhimmel ist ein Hitter, ein Schlagmann. Joe Casle ist ein Ausnahmetalent, das „zufällig“ für „die Bundesliga“ des Baseball entdeckt wird. Er kam, sah und siegte. Pitcher und Hitter sind naturgemäß Konkurrenten und Pitcher können Hitter dadurch ausschalten, dass sie den Wurfball, der mit großer Geschwindigkeit und also auch mit ungeheurer Wucht angeflogen kommt, auf den Körper des Hitter werfen, sogar an den Kopf. Das ist unfair, unsportlich und gemeingefährlich, aber seltsamerweisse nicht verboten, man nennt solche Würfe: Beanball. Niemand gibt zu, dass solche Würfe absichtlich sind.

Paul hat den Verdacht, dass sein Vater sich einen solchen Konkurrenten auf diese unfaire Weise vom Halse schaffte. Vorsätzlich. Dieser Konkurrent, Joe Castle, war das sportliche Idol seiner Kindheit. Als Paul erfährt, dass sein Vater an einer unheilbaren Krankheit leidet, beschliesst er, dieser Sache noch einmal nach und auf den Grund zu gehen.

Die psychologische Aufarbeitung dieses Vorfalls hat mich ungeheuer fasziniert. Weil ich Bücher über Baseball liebe, haben mich auch die vielfältigen Fachtermini nicht abgeschreckt, hey, es ist ein Buch über Baseball , da kann man nichts anderes erwarten. Da die Story eingebettet ist in Namen, Zahlen und Geschichten berühmter Baseballer, so berühmt, dass ich als Deutsche keinen einzigen davon kenne, und berüchtigter Spiele, hätte ich noch unendlich viel mehr Vergnügen empfunden, wäre ich Amerikanerin; ich fand aber auf die Schnelle keine Möglichkeit, meine Staatsangehörigkeit und Geschichte zu wechseln :-). Wenn aber die Zurück-in-die-Vergangenheit-Transporte endlich erfunden sind, fahre ich zurück und schaue mir einige davon an!

Fazit: Wenn Grisham über Sport schreibt, bin ich dabei, denn ich finde es toll. Wer es lesen möchte, überlese jedoch bitte nicht den vorhergehenden warnenden Absatz!

Kategorie: gute Unterhaltung, Heyne Verlag 2013