Rezension

Bauernkriege

Die Burg der Könige - Oliver Pötzsch

Die Burg der Könige
von Oliver Pötzsch

Bewertet mit 4 Sternen

Ich habe diesmal ein Hörbuch gewonnen und gebe zu, ich bin kein rechter Hörbuchfan. Ich habe meistens Probleme mit der Art, wie die Sprecher das Buch vorlesen und dabei bereits interpretieren. Auch bei diesem Hörbuch war ich zeitweise etwas unwillig, da Johannes Steck in manchen Szenen mit seiner Betonung und seiner Auslegung des Gesprächsrythmus einen Ton vorgibt, den ich beim Lesen sicherlich nicht so gehabt hätte. In den Erzählteilen hat er allerdings eine schöne , tiefe Timbre-Stimme und ich habe mich dann doch einigermaßen daran gewöhnt. Da die 900 Seiten hier auf 8 CDs gekürzt wurden denke ich, dass einiges weggelassen wurde. Das Buch war durchaus spannend aber manchmal gingen mir die Erlebenisse und Erkenntnisse irgendwie zu schnell.
Über den Inhalt wurde ja schon einiges in den vorhergehenden Rezenzionen geschrieben. Das Thema der Bauernkriege fand ich ein sehr interessantes, weil noch kaum von mir zur Kenntnis genommen und vom Autor durchaus eloquent und historisch scheinbar korrekt widergegeben. Er bemüht sich, allen Parteien und Standpunkten der verschiedenen Gesellschaftsschichten durch typische Protagonisten eine Stimme zu geben. Den Bauern und einfachen Handwerkern, den Pfaffen und Mönchen, den Kaisern und Königen, dem verarmten Adel und den Raubrittern. Gerade diese Mischung hat mir sehr gut gefallen, da dadurch ein facettenreiches Porträt der Zeit entstanden ist.
Die zwei Hauptdarsteller sind symphatisch aber für meinen Geschmack fast ein bisserl eindimensional. Agnes ist für ihre Zeit etwas zu untypisch mit ihrem eigenen Falken, ihrer Freude an der Jagd und dem Reiten. Und leider muss sie in den zwei Jahren alles mitmachen, was man sich nur vorstellen kann als geübter Historienschinken-Leser. Vom Tod des Vaters, einer Fast-Vergewaltigung, einer fürchterlichen aufgezwungenen Ehe und so weiter und so fort (will hier nicht alles ausplaudern). Und Mathis ist mit seinem Interesse für Feuerrohre und seiner Naivität für sein Alter (damals war man ja im Teenageralter eigentlich schon erwachsen) war der strahlende Held.

Fazit: Ich habe das Hörbuch schnell durchgehabt, weil es es spannend war. Vielleicht hätte mir das Buch noch besser gefallen aber Oliver Pötzsch ist mit diesem Roman eine durchaus solide Arbeit gelungen. Werde diesen Autor weiter im Auge behalten.