Rezension

Bayrischer Provinzkrimi mit viel Lokalkolorit

Nacht über dem Ammersee - Inga Persson

Nacht über dem Ammersee
von Inga Persson

Bewertet mit 4 Sternen

Für mich der erste Teil der Reihe, den ich gelesen habe; kann aber eigenständig gelesen werden, da der Fall in sich geschlossen ist.

Kurz zum Inhalt:
Die PR-Referentin Carola Witt, die seit 3 Jahren am Hof von Resi Meisinger wohnt und mit deren Sohn, Kommissar Lenz (eigentlich Laurentius) Meisinger, zusammen ist, bekommt nicht nur viele Probleme mit Umweltschützern und Demonstranten, die gegen die von ihrem Chef, Bundestagsabgeordneter Johannes Ludwig, geplante Geothermie-Anlage protestieren.
Es tauchen auch noch an unterschiedlichen Tagen zwei Füße im Nixenweiher und in einem Fischteich auf - ein linker, ein rechter, in jeweils einem anderen Schuh. Ohne dazugehörigem Körper.
Und als dann auch noch auf ihren Chef geschossen wird, nimmt Carola die Ermittlungen selbst in die Hand...

Meine Meinung:
"Nacht über dem Ammersee" ist der 3. Teil der Reihe um Carola Witt und Lenz Meisinger. Das war für mich als Neuling jedoch gar kein Problem, denn der Fall ist in sich geschlossen und kann somit eigenständig gelesen werden. Auch alle wichtigen Infos aus den Vorgänger-Bänden sind kurz und gut in die Geschichte integriert.
Dieses Buch ist ein typischer Provinz-Krimi mit viel Lokalkolorit. So bekommt man zB die schöne bayrische Landschaft um den Ammersee zu Gemüte, und es werden auch jede Menge bayrische Ausdrücke und Floskeln eingeworfen. Mir gefällt das sehr gut, so ist man direkt mitten drin im Geschehen!
Der Humor kommt natürlich auch nicht zu kurz; schon witzig, wie da Füße in Schuhen gefunden werden; ohne restlichem Körper. Oder eher nicht witzig. Für die Besitzer der Füße. 
Und dann wird natürlich eine wichtige Angelegenheit thematisiert: der Bau von Geothermie-Anlagen und die Auswirkungen auf Umwelt, Mensch und Tier. Und die damit zusammenhängende Profitgier der Menschen.
Hat mich an "Unterleuten" von Juli Zeh erinnert, in dem es auch um ein kleines ländliches Dorf geht, wo aus Profitgier - in diesem Fall Windräder - aufgestellt werden sollen und um die damit zusammenhängenden Streitigkeiten unter den Einwohnern. Ebenso hier, nur halt mit einer Geothermie-Anlage als Streitobjekt.
Dieses Thema ist ebenso aktuell wie zum Nachdenken anregend, denn  Umweltschutz war, ist und wird immer wichtig sein!
Zum Glück gibt es eine gute Lösung und ein Happy-End (außer für die Füße). 
Schade fand ich nur, dass Kommissar Lenz Meisinger sehr ichbezogen, egozentrisch und ein bisschen dümmlich rüberkam; und dass mir die Auflösung dann viel zu schnell ging. Ansonsten wurde ich sehr gut unterhalten und konnte ins bayrische Voralpenland abtauchen.

Fazit:
Humorvoller Krimispaß am bayrischen Ammersee mit viel Lokalkolorit und einer taffen Protagonistin, einem für mich leider etwas dümmlichen Kriminalhauptkommissar und einer etwas zu schnellen Auflösung.