Rezension

Bedrückend...

Die Marionette - Alex Berg

Die Marionette
von Alex Berg

Bewertet mit 4 Sternen

Valerie Weymann soll einen deutschen Rüstungskonzern, der des illegalen Waffenhandels beschuldigt wird, aus den Schlagzeilen bringen. Kein Geringerer als BND-Agent Eric Mayer führt die offiziellen Untersuchungen von Regierungsseite. Auf ein Wiedersehen mit dem Agenten, der Valerie einst verhaften ließ, ist die toughe Anwältin nicht vorbereitet. Zur selben Zeit kehrt die junge Soldatin Katja Rittmer schwer traumatisiert von ihrem Einsatz in Afghanistan zurück. Ihr Konvoi war in einen Hinterhalt geraten, und ihre Kameraden wurden mit deutscher Munition erschossen. Wie konnte das passieren? Doch in der Heimat will niemand ihre brisanten Fragen beantworten. Ein unerträglicher Zustand, der Katja Rittmer in eine tickende Zeitbombe verwandelt und weitere Menschenleben kostet ...

Auch in ihren zweiten Thriller greift Alex Berg ein politisches Tabuthema auf und verarbeitet es zu einem spannenden Sachverhalt. Die Traumatisierung von Soldaten durch Kriegserlebnisse bzw. Einsätze in Krisenherden ist ein trauriges, hierzulande totgeschwiegenes Thema. Als Aufhänger für den Thriller macht es diesen recht anspruchsvoll, doch wird einem die politische Botschaft dankenswerterweise nicht ständig eingebläut, sondern ergibt sich einfach aus der Handlung selbst. Das allein ist schon bedrückend genug...
Ohne dirket anzuprangern oder sich in Klischees zu verwickeln, erzählt Alex Berg geschickt von Interessen, die gewahrt werden wollen, egal ob es sich nun um hochrangige Regierungsmitglieder handelt oder um mächtige Großkonzerne, die mit ihren Kontakten und Geschäften ein nicht ungefährliches Spiel inszenieren. Dabei kennen politische Interessen einzelner Länder nur wenig bis gar keine Grenzen, und so spielen auch die Geheimdienste eine ernstzunehmende und wesentliche Rolle in dem vorliegenden Roman.

Darüber hinaus gibt es ein Wiedersehen mit Valerie Weymann und Eric Mayer, die sich hier zwar näher kommen, dabei aber zu keiner Zeit ihre Rolle(n) aus den Augen verlieren. Beide sind sehr glaubhaft dargestellt, und der Zwiespalt, in dem mal der eine, mal der andere steckt, ist fast körperlich spürbar.
Doch auch die Autorin selbst verriet in einem Interview, dass sie in einem solchen Zwiespalt steckt: "Mich mit den brisanten und aktuellen Themen des Weltgeschehens auseinanderzusetzen und sie in Form eines Thrillers spannend literarisch zu verpacken, macht einen großen Teil meines Lebens aus, auf den ich nicht verzichten möchte. Ich liebe meinen Beruf. Dennoch wünsche ich mir, dass Romane zu diesen Themen nicht nötig wären."

Hinzufügen möchte ich noch, dass ich in diesem Fall nicht das Buch gelesen, sondern die vollständige Lesung des Buches von audible.de genossen habe. Gelesen wird diese wie auch der erste Band routiniert von Detlef Bierstedt.

Ein topaktueller Thriller, der zweite aus der Feder der Autorin, und sicherlich nicht mein letzter!
Empfehlenswert...

 

© Parden