Rezension

Bedrückende Dystopie aber sehr gut interpretiert

Fahrenheit 451 - Ray Bradbury

Fahrenheit 451
von Ray Bradbury

Bewertet mit 4 Sternen

Fahrenheit 451 erzählt die Geschichte des Feuerwehrmanns Guy Montag, der aber nur selten beim Vornamen und meist nur bei seinem Nachnamen genannt wird. Zu Beginn denken wir noch, dass Montag ein glückliches Leben führt: Er ist verheiratet, lebt in einem kleinen Haus, mag seine Arbeit und kommt auch mit seinen Kollegen gut aus.

Eines Tages lernt er ein Mädchen in der Nachbarschaft kennen. Ein Mädchen, das nicht wie die anderen Kinder zur Schule geht, sondern Montag Fragen stellt. Fragen, die ihm noch nie gestellt wurden und ihm zum Nachdenken anregen. 

 

Die Handlung von Fahrenheit 451 empfand ich als etwas wirr. Es wird schnell deutlich, dass Ray Brandbury mit seiner Geschichte sehr klare Gesellschaftskritik übt. Allerdings verzichtet er völlig darauf, den Staat, in dem Montag lebt, zu beschreiben, sondern liefert uns nur wenige Informationen, die wir für die Geschichte brauchen. Und das wäre beispielsweise die Tatsache, dass Bücher verbrannt werden und warum man Bücher als Gefahrengut erachtet. Um die Geschichte aber noch etwas besser erfassen zu können, hätte ich mir etwas mehr Wissen über die Welt gewünscht, in der Montag lebt.

 

Guy Montag als Protagonist ist sehr interessant: Während er am Anfang der Geschichte noch glaubt, glücklich zu sein, beginnt er sich schnell die Frage zu stellen, was Glück überhaupt ist und ob er sich wirklich glücklich fühlt. Und diese Gedanken bringen sein Leben ganz schön durcheinander. 

Spannend finde ich hier, dass Ray Brandbury seine Handlung auch auf den inneren Konflikten von Montag aufbaut und uns durch die wenigen Beschreibungen der Welt so nicht von äußeren Konflikten ablenkt. 

 

Kommen wir nun zur Gestaltung des Hörbuches: Als ich mit dem Hörbuch begann und nach wenigen Sekunden erkannte, dass es von Rufus Beck gesprochen wird, musste ich schon etwas schmunzeln und war gleichzeitig gespannt, wie er Fahrenheit 451 interpretiert, da es sich hier, meiner Meinung nach, nicht um ein Jugendbuch handelt. Rufus Beck transportiert diese langsame Bröckeln von Guy Montags Fassade sehr gut und lässt uns an Montags Orientierungslosigkeit und auch der Verzweiflung teilhaben. Er machte diese für mich doch etwas hohle Welt ein Stück lebendiger. 

Außerdem überzeugte mich Diogenes Hörbuch durch kleine Stilmittel. Die Geschichte war in unterschiedliche Abschnitte eingeteilt: Und zu Beginn von jedem neuen Abschnitt wurden kleinere Geräusche, wie das Knistern eines Feuers oder der Donner eines Gewitters eingeblendet. Das waren gut gesetzte Akzente, die uns die Stimmung der Geschichte noch etwas näher gebracht haben. 

 

Ray Brandburys Schreibstil besteht zum Großteil aus Monologen. Gedanken oder Spiralen in denen sich Montag befindet. Das Gruselige an Fahrenheit 451 war für mich, dass Aspekte in der Geschichte auftauchten, die mit viel Pech wirklich irgendwann in der Zukunft in unserer Welt eintreten könnten. Ray Brandbury erzählt hier eine Geschichte, die sich eher im Innen, als im Außen abspielt.  

 

Gesamteindruck 

An sich hätte ich mir in der Handlung von Fahrenheit 451 etwas mehr Struktur gewünscht. Die Konflikte, die Ray Brandbury herausgearbeitet hat, waren zwar sehr interessant, blieben für mich aber doch ungelöst im Raum stehen. 

Fahrenheit 451 kann ich allen empfehlen, die sich für eine potentielle Entwicklung unserer Gesellschaft interessieren. Obwohl die Frage, wie wir diese Entwicklung aufhalten können ungelöst im Raum stehen bleibt.