Rezension

Befremdliche Ermittlungsmethoden...

Maigrets Nacht an der Kreuzung, 1 Audio-CD
von Georges Simenon

Bewertet mit 4 Sternen

Die Beweislast gegen den Dänen ist erdrückend. Dennoch steht der vornehme, wenn auch nicht vornehm gekleidete Mordverdächtige ein 17-stündiges Verhör mit Kommissar Maigret durch und wird schließlich auf freien Fuß gesetzt. Der Tatort, an den ihm Maigret folgt, ist eine einsame Kreuzung unweit von Paris, mit drei Gebäuden: eine Tankstelle, der Neubau eines Versicherungsvertreters und die geheimnisvolle Villa der Drei Witwen, in der der Däne mit seiner schönen Schwester wohnt. Ein Mord ist geschehen, ein zweiter folgt unter Maigrets Augen. Wer ist der Mörder?
Maigret spürt bald: Das Geheimnis der Häuser an der Kreuzung verbirgt den Mörder...

Dies ist das erste Hörspiel der Maigret-Reihe, das beim Hören Spannung aufkommen und am Ende Maigret in bester Poirot-Manier die Schlussfolgerungen vor sämtlichen Beteiligten ziehen ließ.
Allerdings gab es neben witzigen Details - z.B. Angestellte, die mittags die Milchbars stürmten, *grins* - auch Ermittlungsmethoden, die gelinde gesagt befremdlich anmuteten. Ein Verdächtiger musste beim Verhör stundenlang stehen, bekam sieben Stunden lang nichts zu essen und wurde 17 Stunden am Stück verhört. Bierkrüge im Dienstzimmer des Kommissars stellen nichts Außergewöhnliches dar, und es merkt auch niemand etwas an, als Maigret auf ein Fenster schießt, hinter dem die Silhouette des Kopfes eines Mannes erscheint, bloß weil dem Kommissar plötzlich die Idee kommt, es könnte sich um eine Attrappe handeln...

Insgesamt wieder eine zu kurz auf eine CD gefasste Kriminalgeschichte (57:30 Minuten), aber immerhin spannender als die bisherigen Maigret-Hörspiele, die ich bereits gehört habe. Um den Unterschied zu verdeutlichen, runde ich die eigentlich 3,5 Sterne auf 4 Sterne auf...

© Parden