Rezension

"Bei uns zu Hause werd so ä Lilie geroupft."

Lilienrupfer - Marie Velden

Lilienrupfer
von Marie Velden

Bewertet mit 4 Sternen

Undine Busch schreibt Emails an Robbie Williams. An eine erfundene Mailadresse allerdings. Hier schreibt sie sich ihren Frust, ihre alltäglichen Erlebnisse von der Seele, vor allem als sie plötzlich von Christian, ihrer großen Liebe, verlassen wird. Doch auf einmal erhält sie eine Antwort auf all ihre Mails...

Natürlich war ich die ganze Zeit ein wenig vor-eingenommen, denn meine Erwartungen ans Buch bei einer Autorin, die gebürtig auch aus meiner Heimat kommt, waren entsprechend hoch. Doch die Erwartungshaltung würde zum Großteil auch erfüllt, kann ich durchaus sagen.

Die Geschichte um Undine (interessanter Name, wie ich finde) ist im Großen und Ganzen gut nachvollziehbar, eine Singlefrau in einer Großstadt wie München, zu Beginn der Geschichte liegt sie nach einem Fahrradsturz erstmal im Krankenhaus und kuriert eine Verletzung am Ellbogen aus. Im Verlauf der Geschichte lernt sie verschiedene Männer kennen (es hält sich jedoch in Grenzen... ;) ) und schreibt sich ihre täglichen kleinen und großen Gedanken, Träume, etc. mit Hilfe von Emails an Robbie Williams vom Herzen, von der Seele. Ein wenig ist sie hier wohl von "Leo Leike" inspiriert ("Gut gegen Nordwind"), wie im Buch auch kurz mal erwähnt wird.

Vom Schreibstil her hat mir das Buch recht gut gefallen, die Geschichte liest sich flüssig, ich habe über die Hälfte des Buches an einem Abend am Stück gelesen, entsprechend "gefesselt" hat mich die Geschichte auch, ich wollte eben wissen, was hier noch wie passiert. Man merkt der Geschichte durchaus an, dass die Autorin Ahnung vom Theaterwesen etc. hat, ansonsten würde man z.B. den "GMD" (Generalmusikdirektor) nicht im Buch vorfinden. (Auch die Darstellerin im Buch arbeitet ja am Theater, man hat sie also auf bekanntes Terrain geführt.) Die Wortwahl finde ich gut, sie ist durchaus gezielt, Worte gut gewählt, dennoch keine Flut an Fachwörtern oder Fremdbegriffen, sondern durchaus teilweise ein wenig Poesie, die da mitschwingt. (ich kann nur empfehlen mal in andere Stellen als die von mir ausgewählte hineinzulesen. und ja, ich habe die Stelle oben bewusst ausgesucht.)

Mich hat die Geschichte nicht ganz überzeugt, aber dennoch hat sie mir recht gut gefallen. Den Schluss hätte ich mir einfach anders gewünscht - aber nun gut, das Leben ist kein Wunschkonzert. 
Das Buch würde ich übrigens nicht unbedingt im Genre der "Frauenliteratur" einordnen, denn es liest sich zwar locker-leicht, hat aber doch auch Anforderungen ("Poesie") und ist nicht so flach wie es typische Frauenliteratur (meiner Ansicht nach!) sonst ist.

Von mir gibts hier 4 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung.