Rezension

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Beim zweiten Lesen wird alles besser ;-)

Memnoch der Teufel
von Anne Rice

Bewertet mit 4 Sternen

Bei dem Buch... wundere ich mich, dass ich als sehr antireligiös eingestellter Teenie beim ersten Lesen so unbegeistert war. Aber der Reihe nach...
 

Zitat
Blut ist seine Leidenschaft - bis Lestat der schönen und frommen Dora begegnet: Er will nicht ihr Blut, sondern ihre Liebe. Doch Dora ist nicht die einzige Versuchung, die den Vampir lockt. Denn eines Tages lernt er Memnoch kennen, der vorgibt, er sei der Teufelk. Und der verspricht ihm Himmel und Hölle und bittet ihn, die Welt vor Gott zu retten. Lestat muss wählen, welchem Herren er künftig dienen will...

Ja, es gab Längen - sprich: Es gab im Narrativ irgendwo einen Hänger (auch wenn ich nicht mehr weiß, wo genau), an dem ich das Buch einfach ein wenig öde fand. Gerade im Vergleich zum vor lustigen Momenten und Witz sprühenden "Nachtmahr" fällt "Memnoch" nun mal, das sehe ich auch heute so, ab.
Auch wenn ca. das erste Buchdrittel durchaus noch was Witz, sassy Sprüche von Lestat etc. durchaus noch mit "Nachtmahr" mithalten kann - etwas, das ich völlig vergessen habe. Es gibt tatsächlich einige unfassbar komische Momente. Sogar im Dialog mit Memnoch, als Lestat nach einer poetischen Rede des Teufels das Ganze mit den Worten "Du erscheinst, wie du erscheinst, weil das dein Erscheinungsbild ist?" zusammenfasst. Ähm, ja genau. Um zu DIESER Erkenntnis zu gelangen, muss man 200 Jahre alt sein und von der Vampirurmutter genascht haben. Slow claps für Lestats Superhirn...
Dazu kommt, dass ich sehr Vieles schlicht nicht verstehen konnte als Teenie, weil mir der geistige Horizont fehlte und mir darum sehr viele Punkte sehr random vorgekommen sind. Anders beim zweiten Lesen ein Jahrzehnt später - mit einem größeren Wissenspolster verstand ich mehr Anspielungen und mehr Zusammenhänge.

Außerdem fand ich jetzt die Idee, dass die Hölle dazu da ist, dass die Menschen ihre Irrtümer einsehen und Gott für den Blödsinn vergeben (nicht umgekehrt, dass Gott den Sündern vergibt, neeeein, die Sünder müssen GOTT vergeben können, um in den Himmel zu kommen!) eigentlich sehr sympathisch - ebenso der Gedanke, dass der Teuel zusammen mit Lestat Gott davor bewahren will, sein Experiment zu weit zu treiben. Oder dass der Teufel gegen Leiden ist, während Gott Leiden toll findet. Gott als Forscher, für den das Universum einfach ein Experiment ist, ist außerdem ein Gotteskonzept, mit dem ich mich noch halbwegs arrangieren kann - zumindest in Romanen.
Keine volle Punktzahl - aber ich fand es um Welten besser als beim ersten Lesen.