Rezension

Berlin trifft Yakuza

Der Arm des Kraken - Christoph Peters

Der Arm des Kraken
von Christoph Peters

Bewertet mit 4 Sternen

Annegret Bartsch hat ihre letzten Berufsjahre im Vietnam-Dezernat der Berliner Kripo verbracht, das sich auf mafiöse Strukturen zu Lasten asiatischer Geschäftsleute spezialisiert hat. Da Annegrets Abteilung seit 10 Jahren schon keinen Informanten mehr gewinnen und deshalb keinen Fuß in die geschlossene Gesellschaft setzen konnte, ist ihre Abteilung von der Auflösung bedroht. Insider gehen davon aus, dass sämtliche Kneipen, Läden und Restaurants im Ostteil der Stadt von einer einzigen Gruppe von Vietnamesen kontrolliert werden und als Fassade für Geldwäsche, Menschenhandel und weitere krumme Geschäfte dienen. Unabhängig davon, welche Nationalität das Restaurantschild vorgibt, dahinter stehen vietnamesische Geschäftsleute.

Privat läuft es zwischen Annegret und ihrem Mann nicht besonders rund, die Belastung durch ihre ungeregelte Arbeitszeit macht sich bemerkbar. Da inzwischen nahezu jeder Ermittler im Kriminalroman Streitigkeiten um die Familienarbeit auszustehen hat, wird hier ein Normalzustand beschrieben.

Als eine Gruppe befreundeter Hundebesitzer beim Gassigehen im Park einen nach den Regeln der Yakuza hingerichteten Asiaten findet, fällt sofort dessen exzellent gestochenes Tattoo auf. Das Opfer, der Japaner Yuki, hat sich offenbar mit der Planung von Geschäften auf eigene Rechnung übernommen. Fumio Onishi, einer der Köpfe der Yakuza und wichtiger Verbindungsmann zwischen der asiatischen und der marokkanischen Szene, reist nach Berlin, um die Hintergründe zu recherchieren und die Tötung seines Yakuza-Mitglieds zu rächen. Fumio fühlt sich der Tradition der Samurai verpflichtet und kann exzellent mit dem Schwert umgehen. Mit weniger appetitlichen Szenen aufgrund extrem scharfer Schwertklingen ist also zu rechnen. Die Kommissarin und der japanische Schwertkämpfer ermitteln nun aus zwei Richtungen in einem spektakulären Fall, der schneller die Schlagzeilen der Boulevard-Presse füllt als den Ermittlern lieb sein kann.

Besonderes Merkmal des mit soliden Kenntnissen asiatischer Sitten verfassten Romans ist Annegret Bartschs Eigenheit, seitenlang nahezu ohne Atempause zu sprechen und ebenso ungebremst im Schnellfeuertempo zu assoziieren.