Rezension

berührend

Das Murmelglas - Enya K.

Das Murmelglas
von Enya K.

Bewertet mit 5 Sternen

Lala, 7 Jahre, lebt mit ihren Eltern Angie und Hacke sowie der Großmutter zusammen. Für schöne Tage legt sie eine Murmel in ein Glas. Dann kommt die Großmutter ins Krankenhaus und stirbt am nächsten Tag. Lala erinnert sich plötzlich, dass sie schon einmal einen Vater hatte.

Angie und Hacke sind Menschen, die eigentlich Unterstützung benötigen. Als Hacke nach einem Bundeswehreinsatz im Kosovo verletzt nach Hause kommt, keine Arbeit mehr hat, zeigt er nur noch seine schlechten Seiten. Angie ist so schwach, dass sie sich gegen Hacke nicht durchsetzen kann. Das Familienleben wird zur Hölle für alle Beteiligten, besonders aber für Lala. Sie flüchtet sich immer mehr in eine Phantasiewelt und redet mit dem leiblichen Vater. Lala muss sich die Beschimpfungen, Erniedrigungen und auch Prügel von Hacke gefallen lassen. Dann kommt es auch noch zum Missbrauch. Mit Drohungen verhindert er, dass sich Lala anderen gegenüber öffnen kann. Angie verschließt die Augen und hört auch nicht auf ihre Freundin, die verlangt, dass Angie ihr und Lalas Leben selbst in die Hand nimmt. Kann lange keine Murmeln mehr in ihr Glas legen. Später versagen auch noch die Behörden, eine Chance zu Hilfe ist vertan.

Die Geschichte ist nicht einfach zu lesen, zu grauenhaft ist es, was dort geschieht. Ich habe immer wieder größere Pausen gebraucht bis ich weiter lesen konnte. Wie können Väter ihren Kinder so etwas antun? Wie können Mütter nicht wahrnehmen, was geschieht? Wie können Behörden so versagen? Der Roman soll aufrütteln, nicht wegzusehen.

Der Schreibstil des Buches verändert sich genauso wie sich auch Lala ändert. Zunächst  hat sie Schuldgefühlen, flüchtet dann in ihrer Hoffnungslosigkeit in die Phantasiewelt, zum Schluss straft sie sich selbst. Dass alles wird sie ihr Leben lang verfolgen, so dass sie nie wieder unbeschwert sein kann.

Eine sehr berührende Geschichte!