Rezension

Berührend und authentisch

Eleanor & Park - Rainbow Rowell

Eleanor & Park
von Rainbow Rowell

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:

Sie sind beide Außenseiter, aber grundverschieden: Die pummelige Eleanor und der gut aussehende, aber zurückhaltende Park. Als er ihr im Schulbus den Platz neben sich frei macht, halten sie wenig voneinander. Park liest demonstrativ und Eleanor ist froh, ignoriert zu werden. In der Schule ist sie das Opfer übler Mobbing-Attacken und zu Hause hat sie mit vier Geschwistern und einem tyrannischen Stiefvater nur Ärger. Doch als sie beginnt, Parks Comics mitzulesen, entwickelt sich ein Dialog zwischen den beiden. Zögerlich tauschen sie Kassetten, Meinungen und Vorlieben aus. Dass sie sich ineinander verlieben, scheint unmöglich. Doch ihre Annäherung gehört zum Intensivsten, was man über die erste Liebe lesen kann.

 

Meinung:

Eleanor ist die Neue an der Schule und fährt jeden Morgen im gleichen Bus wie Park. Dass sie auch noch anders gekleidet ist, nicht den aktuellen Modelmaßen entspricht und sowieso merkwürdig scheint, stört Park immens. Außerdem hat sie rote, lockige Haare und ihr Elternhaus ist nicht das beliebteste im Viertel. Dementsprechend hoch ist das Mobbing an der Schule. Park ist halb Koreaner, halb Ire. Sein Vater ist als Kriegsveteran sehr angesehen, die Anfeindungen ihm gegenüber zurückhaltender, aber trotzdem da. Und eigentlich hat Park auf die Neue gar keine Lust und dass sie ausgerechnet neben ihm im Bus sitzen muss, findet er gar nicht toll. Aber nach und nach stellen die beiden fest, dass der jeweils andere etwas ganz Besonderes ist. Uns so entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den beiden, die in einer der schönsten Liebesgeschichten der modernen Jugend-Literatur gipfelt.

Die Autorin präsentiert uns hier nicht nur einfach eine Liebesgeschichte, sondern auch eine Gesellschaftskritik, die, auch wenn sie in den 80er Jahren spiel, heute nichts an ihrer Aktualität verloren hat.

Eleanor kommt aus armen Verhältnissen. Ihre Eltern sind geschieden, ihre Mutter wird von ihrem neuen Ehemann unterdrückt, ist aber nicht imstande ihn zu verlassen und für ihre Kinder einzustehen oder Hilfe zu suchen. Eleanor leidet unter ihrer Figur und dem Desinteresse ihrer Eltern. Ihr Vater interessiert sich nur für sich selbst, für Eleanor und ihre jüngeren Geschwister hat er keine Zeit. Ihr Stiefvater diskriminiert und erniedrigt sie und Eleanor versucht ihr Bestes, ihm aus dem Weg zu gehen.

Park kommt eigentlich aus einem stabilen Elternhaus. Trotzdem hat er das Gefühl, nicht gut genug für seinen Vater zu sein und dessen Ansprüche nicht erfüllen zu können. Das zeigt sich z. B. an der Situation mit der Fahrerlaubnis, die Park nur erhält, wenn er ein Auto mit Gangschaltung fahren kann. Im Beisein seines Vaters sieht sich Park aber außerstande, das Auto zu bewegen. Hinzu kommt sein asiatisches Aussehen, denn niemand verliebt sich in einen Asiaten, denkt er. Wieso kann er nicht mehr wie sein Bruder sein, der optisch mehr nach dem Vater kommt?

Die Liebesgeschichte zwischen Eleanor und Park war einfach nur wunderschön. Sie hat sich so liebevoll und authentisch entwickelt, ohne dabei kitschig zu werden und man hat jedem der Schritte zwischen den beiden mitgefiebert. Dabei wird die Geschichte abwechselnd aus Eleanors oder Parks Sicht in der dritten Person erzählt. Die Kapitel sind relativ kurz und manchmal wechselt die Sichtweise Abschnittsweise zwischen den beiden, so dass man ständig im Lesefluss bleibt und keine Längen aufkommen. Das Buch entwickelt dadurch richtige Pageturner Qualitäten und ehe man sich versieht ist am Ende dieser Geschichte angekommen und wünscht sich, direkt nochmal von vorne anfangen zu können.

Rainbow Powell spricht hier einige sehr wichtige Themen an. Da wäre zum einen das Cliquensystem an den Highschools, zum anderen das Unvermögen der Lehrer, Mobbing an Schülern entgegen zu Wirken und zu helfen. Auch die sozialen Unterschiede und Missstände werden thematisiert. Dabei erhebt sie nicht den mahnenden Zeigefinger, sondern regt einfach zum Nachdenken an. Das Buch wirkt noch lange und auch ein paar Tage nach Beenden der Lektüre lässt es mich nicht los.

Das Buch hat bei mir so viele unterschiedliche Reaktionen hervorrufen können, wie selten in einem Buch. Ich war gerührt, habe gelacht, war nostalgisch, war verärgert, zornig und wütend oder zu Tränen gerührt. Ich finde ehrlich gesagt bald nicht genügend Adjektive, um dieses Buch zu beschreiben.

Für mich steht jetzt schon fest, dass dieses Buch für mich ein Lesehighlight des Jahre 2015 ist, auch wenn das Jahr erst angefangen hat.

 

Fazit:

Eine der schönsten Liebesgeschichten der modernen Literatur, gekonnt gekoppelt an eine Milieustudie und Gesellschaftskritik. Egal ob Jung oder Alt, dieses Buch ist für jede Altersgruppe geeignet und besonders die "Kinder der 80er" werden hier einige sehr schöne Retromomente erleben können.

Von mir gibt es volle Punktzahl: 5 von 5 Punkten.

(Findet meine Rezensionen auch auf meinem Blog: vanessasbuecherecke.wordpress.com)