Rezension

Berührende Biografie

Lebensretter mit langen Ohren -

Lebensretter mit langen Ohren
von Patrick Barrett

Bewertet mit 4 Sternen

„...Ich bin auf dem Rücken eines Esels aufgewachsen. Als ruheloser Tagträumer, der ich war, liebte ich es, das Land zu durchstreifen – ein Land, das ich erst im Rückblick als Paradies erkennen würde...“

 

Mit diesen Sätzen beginnt der Autor seine Biografie, eine Biografie, die erst durch ein dunkles Tal führt, bevor es wieder Licht wird.

Der Schriftstil ist bildhaft und mit vielen Beispielen und Vergleichen durchsetzt. Die Geschichte wird ehrlich und ungeschminkt erzählt. Sehr anschaulich werden Land und Leute beschrieben.

Patricks Eltern haben einen Eselhof. Hier werden kranke Esel aufgenommen und gesundgepflegt. Patrick beschreibt die Schicksale und Charaktere einiger Esel. Manchmal vergleicht er seine Leben mit dem der Esel.

 

„...Jetzt, wo ich älter bin, habe ich erkannt, wie viel ich mit Eseln gemeinsam habe: Auch ich will nicht immer das tun, was man mir sagt...“

 

Patrick hilft auf den Hof, holt zusammen mit dem Vater Esel und kümmert sich um sie. Diese unbeschwerte Kindheit endet jäh, als er in die Schule kommt. Das Lernen fällt ihm nicht leicht. Schläge sind an der Tagesordnung. Das verändert ihn.

 

„...Ich versuchte zu vergessen, was in der Schule geschehen war, es tief in meinen Inneren zu vergraben und nie wieder daran zu denken. Die Erfahrung machte mich zäher, ich legte mir eine dickes Fell zu...“

 

Mit Beginn der Pubertät dominieren Alkohol und Zigaretten. Er wendet sich Hurling, einem irischen Nationalsport zu. Doch die Abwärtsspirale ist nicht mehr aufzuhalten.

Mir gefällt, dass immer wieder ein Stück irische Geschichte in die Erzählung einfließt.

Patrick geht zum Militär. Hier schildert er nur wenige Erlebnisse. Die aber hinterlassen tiefe Spuren. Seine PTBS bekämpft er mit Alkohol. Nach der Entlassung geht die Abwärtsspirale weiter.

 

„….Meine Schwester Helen sagte mir einmal, sie könne es mir an den Augen ablesen, wenn ich betrunken sei – mein Blick sei dann so leer, als sei ich gar nicht da...“

 

Er trinkt, um zu vergessen. Er spielt mit den Gedanken an Selbstmord. Was ihn aufhält, ist die Verantwortung für den Sohn. Für sein Kind geht er ins Gebet.

Doch erst der völlige Zusammenbruch in einer Therapie und das Gefühl, als Mensch gesehen zu werden, sorgt für einen Neuanfang. Von jetzt auf gleich verzichtet er auf den Alkohol. Für seine Arbeit auf dem Eselhof bekommt er eine letzte Chance. Er beginnt nebenbei eine Berufsausbildung. Und dann trifft er die Frau, die mit ihm den Weg gehen will.

Jedes Kapitel beginnt mit einem Zitat, das die Handlung punktuell vorwegnimmt.

 

"...Ein Drink ist zu viel für mich und tausend sind nicht genug...“

 

Sehr persönliche Fotos ergänzen die Geschichte.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich habe nicht nur eine Lebensgeschichte gelesen, ich habe auch sehr viel über Esel und ihr Verhalten erfahren.