Rezension

Besser als die Vorgänger

Die Uralte Metropole 03. Lumen - Christoph Marzi

Die uralte Metropole - Lumen
von Christoph Marzi

Bewertet mit 3.5 Sternen

In London geht ein Nebel um, der Menschen zu lebenden Marionetten macht. Wer hat ihn geschickt und warum? Emily Laing trifft das Schicksal besonders hart, denn sie erleidet persönliche Verluste. Und so macht sie sich wieder einmal mit ihrem Mentor Wittgenstein und ihrer Freundin Aurora auf, das Rätsel zu lösen …

Seit dem vorhergehenden Band sind wiederum 2 Jahre vergangen, Emily ist nun 18 Jahre alt. Ein Alter, in dem man durchaus auch zärtliche Bande knüpft – wie es ja in „Lilith“ auch schon angedeutet wird. Der Roman bleibt zwar der Düsternis verhaftet, aber wir erleben auch viel Romantik (sogar Wittgenstein bekommt seinen Teil ab!), wer die Trilogie kennt, kann sich aber schon denken, dass diese nicht nur mit Glückseligkeit gepaart ist.

Wieder trifft man viele alte Bekannte, es gibt aber auch einen neuen interessanten Charakter: Tristan Marlowe, der Maurice Micklewhites Stellung im Britischen Museum eingenommen hat. Mir hat er sehr gut gefallen, auch er hat seine Geheimnisse und lange weiß man nicht, auf welcher Seite er steht (obwohl es für mich da gar keine Zweifel gab).

Emily ist zwar jetzt 18, wirkt aber nicht wirklich so, sie benimmt sich oft kindisch und ihrem Alter nicht angemessen. Das auf das zu schieben, was sie schon erlebt hat, halte ich für nicht richtig, denn Aurora hat sicher ähnlich viel erlebt und wirkt deutlich reifer. Es ist wohl eher eine Charakterfrage. Ich finde es schade, dass die Hauptprotagonistin für mich keine Identifikationsmöglichkeit bietet, mir noch nicht einmal wirklich sympathisch ist.

Was für mich auch hier wieder ein großes Problem ist, ist Marzis Erzählstil. Weniger die altmodische, altertümlich wirkende Sprache ist es, die ich nicht mag, denn die passt gut zu Wittgensein, der auch hier wieder der Erzähler ist, sondern die philosophisch, poetisch anmutenden, in meinen Augen schwülstigen und oft kitschigen, zudem platten Sätze, mit denen oft die Kapitel begonnen werden und die auch sonst öfter eingestreut sind. Und gerade diese werden auch hier wieder mehrmals, in meinen Augen viel zu oft, wiederholt. Nachdem ich z. B. mehrmals „Die Welt ist gierig“ lesen musste, konnte ich es einfach nicht mehr sehen …

Insgesamt hat mir dieser Band besser gefallen als „Lycidas“ und „Lilith“, im letzten Drittel herrscht echte Spannung und da mag die Geschichte richtig gern.

Der Abschlussband von Marzis Trilogie greift einige Fäden aus den vorhergehenden Bänden wieder auf und verknüpft sie, teilweise in ganz unerwarteter Weise, einige bisher noch ungeklärte Fragen werden beantwortet und die Geschichte zu einem einigermaßen gelungenem Ende geführt, auch wenn, meiner Meinung nach, noch einiges ungeklärt bleibt. Der Autor hat wieder einige Figuren aus Legende, Geschichte und Literatur bemüht, so spielen z. B die Plejaden eine kleine aber bedeutende Rolle, außerdem tritt u. a. Gregor Samsa, den man von Kafka kennt, auf.