Rezension

Bettler und Elektroautos - Dahl bekommt sie unter einen (Krimi-)Hut

Neid - Arne Dahl

Neid
von Arne Dahl

Bewertet mit 3 Sternen

Die Hitze des Sommers lähmt ganz Europa. Und während das Opcop-Team die Hintermänner eines internationalen Menschenhandelsrings observiert, begegnet Paul Hjelm bei einem Galadiner der attraktiven Französin Marianne Barrière. Sie bittet ihn um Hilfe in einem blutigen Kriminalfall von europäischer Tragweite: Einem Professor wird auf offener Straße die Kehle durchgeschnitten, und ein blinder Bettler flieht mit den sensiblen Daten, die sich auf dem Smartphone des Professors befinden. Paul Hjelm sieht keine andere Möglichkeit, als all seine Prinzipien über Bord zu werfen. Und deshalb kann ihm nur sein alter Freund Gunnar Nyberg, der sich längst auf eine griechische Insel zurückgezogen hat, bei seinem Plan behilflich sein.(von der Piper-Verlagsseite kopiert)

Gier – Zorn – Neid – Hass. Die deutschen Titel passen gut zusammen.
Inhaltlich? Fraglich. Geht man davon aus, dass Gier meist die Triebfeder vieler Arten von Verbrechen ist, stimmt zumindest ein Titel. Und die anderen hat man gewählt, weils sie so eine schöne Liste ergeben. Nicht, weil sie sinnvoll zum Inhalt des Bandes passen. Jedenfalls weiß ich nicht, wer hier neidisch ist.

Wie immer packt Dahl Themen an, die eine politische, gesellschaftliche oder wirtschaftliche Rolle spielen. Am liebsten aus jeder Rubrik eins.
Hier geht es um die Bettlermafia – die Organisation also, die Menschen wie Sklaven hält, zum Betteln auf die Straße schickt und das Geld in die eigenen Taschen steckt.
Das andere zentrale Thema ist die Entwicklung des Elektroautos: Eine bahnbrechende Erfindung, die das Auto von Ladezeiten und den spärlich gesäten Ladenstationen unanhängig macht. Und eine EU-Kommissarin, die diesbezüglich einen neuen Gesetzesentwurf vorbringen will, was Ölkonzerne und ihre Helfershelfer zum Sturm auf Leib, Leben und Ehrbarkeit der Kommissarin bringt.
Natürlich stehen beide Handlungsstränge miteinander in Verbindung.
Und wieder teilen sich die alten Mitglieder des A-Teams mit denen, die zu Opcop versetzt wurden, die Ermittlung. Sogar der auf seiner griechischen Insel im Ruhestand lebende Nyberg wird reaktiviert.

Es geht wieder rasant zu. Bewachungen, die auch mal schief gehen, Verfolgungsjagden, die nicht immer zum Ziel führen, und Einbrüche, bei denen die Entdeckung droht. Immer mit der allerneuesten Technik ausgerüstet. Polizei genauso wie Verbrecher.
Spannung vom feinsten bis hanebüchener Unsinn – alles drin. Auch wirken einige Handlungsstränge wie abgeschnitten, und das ist etwas, was Dahl normalerweise nicht passiert.

Was aber die Opcop-Bände am meisten von der A-Team-Reihe abhebt: Noch immer hat nicht jeder Einzelne ein unverwechselbares Gesicht. Sie alle sind Spezialisten, sind alle erfahrene, nicht zimperliche Ermittler, alle hochintelligent, alle unerschrocken, alle schnell mit der Waffe und schnell mit Gedanken und Lösungen. Für Individualität ist wenig Platz.

Um die Reihe vollständig gelesen zu haben, gehört „Neid“ dazu. Doch dieser Band ist von den vieren der Opcop-Reihe der Schwächste, und es scheint, als hätte Dahl ihn schnell heruntergeschrieben, um sich in das Mammut-Projekt „Hass“ zu stürzen.