Rezension

Bewährte Zutaten und ein ungewöhnlicher Ermittler

Formula - Douglas Preston, Lincoln Child

Formula
von Douglas Preston Lincoln Child

Bewertet mit 4 Sternen

»Zögernd streckte ich die Hand aus, um den Körper umzudrehen und zu sehen, wie weit die Leichenblässe fortgeschritten war. Die Haut fühlte sich elastisch und das Fleisch warm an, was allerdings an der schwülen, feuchten Luft im Keller liegen mochte. Während ich noch dabei war, den Körper umzudrehen, sah ich zu meinem namenlosen Grauen, dass ihm ein mit Blut getränkter Fetzen Stoff in den Mund gestopft worden war.«

Grauen – das ist genau der passende Begriff. Nichts anderes befällt den Erzähler und auch den Leser an dieser Stelle, war doch der mit Blut getränkte Fetzen Stoff nichts anderes als ein Knebel, der die Schreie des Opfers ersticken sollte, an dem bei lebendigem Leib eine fürchterliche Operation durchgeführt wurde.

 

Bei Bauarbeiten in New York wird ein verschütteter unterirdischer Gang entdeckt, in dem die Gebeine zahlreicher Opfer eines Serienmörders aus dem 19. Jahrhunderts gefunden werden. Der Killer arbeitete offenbar an einer Formel zur Verlängerung seines eigenen Lebens, wozu er das Rückenmark anderer Menschen benötigte.

Während die alten Morde auf lediglich Interesse in der Bevölkerung stoßen, bricht kurz danach Panik aus, als aktuelle Mordopfer mit exakt den gleichen Verstümmelungen gefunden werden. Vermutlich ist ein Nachahmungstäter aktiv. Oder könnte es am Ende sein, dass der Mörder aus dem 19. Jahrhundert bei seiner Forschung erfolgreich war und immer noch lebt?

Ein Fall für Special Agent Pendergast!

 

Der dritte Fall für Pendergast und zugleich sein bislang schwierigster. Mir hatte schon in den ersten beiden Büchern der Reihe der Mix aus Wissenschaft und Thriller sehr gefallen, der dadurch so gut zustande kommt, dass einer der Autoren am Naturhistorischen Museum in New York arbeitete und der andere als Verlagslektor.

 

Das Naturhistorische Museum spielt auch diesmal wieder eine wichtige Rolle und auf die Hilfe einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin des Museums (diesmal die Archäologin Dr. Nora Kelly) kann Pendergast ebenfalls nicht verzichten.

Preston und Lincoln greifen noch auf weitere bewährte Bausteine zurück. Da gibt es einen sympathischen Cop, der die Ermittlungen unterstützt und mehr als einen unsympathischen, die das eben nicht tun. Da gibt es ebensolche Sympathieträger und Gegenspieler aus den Reihen des Museums und natürlich Reporter Smithback, sogar mit recht umfangreicher Rolle.

Pendergast ist wie immer ein Unikat, er hat etwas von Sherlock Holmes, etwas von James Bond – tja, und ganz viel von eben Pendergast. Ich mag ihn und habe immer Spaß an seinen Auftritten. Diesmal wird der Fall allerdings für ihn besonders schwierig werden!

Weil ich Pendergast so mag, nehme ich vermutlich den ebenfalls zur Reihe gehörenden übernatürlichen Anteil in Kauf. Ich bin ja normalerweise Fan von möglichst realistischen Handlungen und das meiste kann man sich (zum Glück) auch hier real vorstellen. Aber eben nicht alles. Nun gut, dadurch bekommt die Geschichte einen weiteren Gruselfaktor.

 

Der wissenschaftliche Anteil gehört diesmal größtenteils in den medizinischen Bereich. Empfindlichen Lesern könnten die Beschreibungen der Opfer und der Operationen auf den Magen schlagen, sie sind schon sehr detailliert und blutig. Medizinische Fachausdrücke gibt’s ebenfalls reichlich und man muss sich, wenn man nicht vom Fach ist, beim Lesen an einigen Stellen entscheiden, ob man jedes zweite Wort nachschaut oder ob man sich einfach von den beeindruckend klingenden Sätzen „erschlagen“ lässt. Letzteres ist möglich, denn worum es im Großen und Ganzen geht, ist ja klar.

 

Zum Schluss hin wird es sehr spannend. Mir war natürlich klar, dass es aus logischen Gründen zumindest für Pendergast gut ausgehen müsste (es gibt schließlich noch reichlich Folgebände), aber wie das geschehen sollte, war mir ein Rätsel und hat mich ans Buch gefesselt. Ich habe mich wieder gut unterhalten gefühlt und werde mit der Reihe gerne weitermachen.

 

Fazit: Bewährte Zutaten und ein eigenwilliger und ungewöhnlicher Ermittler – dieser Mix aus Thrill, Wissenschaft und Grusel hat wieder Spaß gemacht!

Kommentare

hobble kommentierte am 13. Januar 2019 um 03:33

Was fürs Wunschregal