Rezension

Bewegender Roman

Anfang einer neuen Zeit -

Anfang einer neuen Zeit
von Tabea Rompf

Bewertet mit 4 Sternen

„...Aus Emmas Trauer wurde Wut und Hass. Von wegen, Königsberg wäre außer Reichweite der alliieren Bomberflotten! Sie hasste diesen Krieg...“

 

Emma hat soeben ihre große Schwester Charlotte verloren. Sie fiel den Bombardement zum Opfer genau wie die Mutter der achtjährigen Eva. Beide gelingt es, auf einen Bauernhof in der Nähe von Königsberg unterzukommen.

Die Autorin hat einen bewegenden historischen Roman geschrieben. Gleichzeitig aber enthält das Buch eine Prise Agententhriller, eine ungewöhnliche Liebesgeschichte und tiefgehende Diskussionen zum christlichen Glauben.

Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er sorgt für einen hohen Spannungsbogen.

Wir schreiben das Jahr 1945. Die Front rückt näher. Emma und Eva fliehen zusammen mit dem Bauern. Dann geraten sie in die Hände der Roten Armee. Emma wird von Eva getrennt. Die Frauen werden abgeführt, denn man sucht nach einer Frau, die einen russischen Spion in Königsberg verraten haben soll. Da Emma Russisch kann, fungiert sie als Dolmetscherin. Ihr gegenüber steht Oberst Ajoscha Iwanow. Der sitzt zwischen allen Stühlen. Einerseits muss er Erfolge bei der Suche nach der Verräterin vorwiesen, andererseits darf keiner wissen, dass er Christ ist. Mit seiner kühlen, emotionslosen Art hält er die anderen von sich fern. Gleichzeitig bringt er seine Untergebenen zum Nachdenken.

 

„...Aber trotzdem haben viele Deutsche das Bild von uns, dass wir Vergewaltiger sind. Aber genauso, wie nicht alle Russen Vergewaltiger sind, sind nicht alle Deutschen Nazis. Lernen Sie zu differenzieren...“

 

Das Verhältnis zwischen Ajoscha und Emma ist kompliziert. Sie werden sich in unterschiedlichen Situationen wieder begegnen. Während Ajoscha vom Glauben spricht, kann Emma damit nichts anfangen. Mit dem Tod ihre Schwester ist das Thema für sie abgeschlossen. Auch das Opfer Jesu und die Gnade ist für sie nicht greifbar. Gedanken zu Vergebung gegen andere und sich selbst ziehen sich wie ein roter faden durch die Geschichte.

Bewegend fand ich die Zeilen aus dem Brief von Ajoschas Bruder, der gefallen ist.

 

„...Er hat in seine letzten Brief geschrieben, er könne sich nicht vorstellen, selbst unter Beschuss nur Angst zu empfinden und hoffnungslos zu sein. Er war sich sicher, dass der Krieg nur Staub auf seiner Seele war, den er einfach abschütteln müsste, um frei davon zu werden...“

 

Im Anhang geht die Autorin noch kurz auf einige Aspekte der Handlung ein.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist ein gelungenes Debüt.