Rezension

Bewegene Geschichte über ein schreckliches Verbrechen aus den letzten Kriegstagen

Ratten am Bullenhuser Damm - Jürgen Ehlers

Ratten am Bullenhuser Damm
von Jürgen Ehlers

Bewertet mit 4.5 Sternen

In diesem Buch greift der Autor Jürgen Ehlers ein reales Verbrechen aus den letzten Kriegstagen in Hamburg auf und transportiert es über eine illustrierte Kurzgeschichte, die zum Nachdenken anregt und noch lange über ihr Ende nachhallt.

Am 20. April 1945 wurde in der ehemaligen Schule am Bullenhuser Damm eine Gruppe von Kindern, die zuvor im Konzentrationlager Neuengamme zu medizinischen Experimenten mißbraucht wurden, zusammen mit ihren Pflegern grausam ermordet. Seit einigen Jahren erinnert eine Gedenkstätte auf dem Gelände an dieses unfaßbare Verbrechen.

Der Autor lässt uns in seiner bewegenen Geschichte nicht direkt an den Vorgängen teilhaben, sondern erzählt sie über Rückblenden aus der Sicht des Arztes Alfred Trebinski, der an den damaligen Verbrechen beteiligt war. Ihm gegenüber steht die Jüdin Carmen, die den Krieg mit knapper Not überlebt hat, und nun von Alfred erfährt, was damals in der Schule passiert ist. Wie soll sie jetzt mit diesem Wissen umgehen ? Während es sich bei Alfred um eine historische Figur handelt, ist die Figur der Carmen rein fiktiv. Das Alfreds Erzählungen doch ziemlich vor Selbstmitleid strotzen, der stellenweise auch nur schwer auszuhalten ist, macht es nicht immer einfach, seinen Gedankengängen zu folgen. Dem gegenüber stehen die gelungenen Illustrationen, die die düstere Grundstimmung sehr gut transportieren und es einem beim Lesen einfacher machen, die tatsächlichen Abläufe nachzuvollziehen.    

Ein Lehrstück darüber, das die Verbrechen des 2. Weltkrieges nicht nur von strammen Nationalsozialisten, sondern auch von "ganz gewöhnlichen" Menschen verübt wurden, in denen der Krieg das Schlimmste hervorgebracht hat.