Rezension

Bezaubernd und poetisch

Sommernovelle - Christiane Neudecker

Sommernovelle
von Christiane Neudecker

Bewertet mit 5 Sternen

Es ist das Jahr 1989 und die 15jährigen Freundinnen Lotte und Panda sind entsetzt über Umweltverschmutzung, Tschernobyl und sauren Regen. Deswegen wollen Sie in den Pfingstferien auf einer Vogelstation an der Nordsee arbeiten. Doch als sie dort ankommen sind sie enttäuscht: es werden keine Vögel gepflegt, sondern nur gezählt. Und so lernen sie eben Vogelzählen. Und werden ein Stück mehr erwachsen, jede auf ihre Weise.

Sommernovelle ist ein Buch, das nicht in erster Linie von der Handlung lebt, sondern durch die schöne poetische Sprache, die auch wunderbar die Gefühlswelt der Protagonistin darstellt.

Man kann eintauchen in die schönen Beschreibungen der Landschaft auf der Insel, der Geräusche und sogar des Windes. Man hat fast das Gefühl selbst dort zu sein und den Seewind auf den nackten Armen zu spüren.

Und man wird daran erinnert wie es war mit 15, als man noch dachte man könnte (und müsste!) die Welt retten. Und wie es sich anfühlt, wenn eine Illusion langsam abblättert und man die harte Realität dahinter erkennt. Wenn man sich unverwundbar fühlt und andererseits der kleinste Lufthauch die Gefühle durcheinander wirbelt.

Besonders gut gefallen hat mir die Zuneigung zwischen Hiller, ein älterer Herr und Vogelkundler und der 15jährigen Panda. Die beiden teilen die Leidenschaft für das Lesen und Hiller bringt Panda bei „den Himmel zu lesen“.

Eine sehr schöne Novelle mit bezaubernder Sprache. Kann man an einem einzigen Tag im Strandkorb weglesen. Es kann sein, dass man dann Buchstabenschmerz bekommt. Aber das gehört dazu.