Rezension

bitte mehr davon!

Nachtaktiv - Sophie Senoner

Nachtaktiv
von Sophie Senoner

„Ich stehe da, im Dunkeln, schüttle den Kopf und denke nur, irgendetwas läuft gewaltig schief in meinem Leben.“

Inhalt:
Heloise, Mia und Luise sind beste Freundinnen. Sie leben in Berlin und genießen ihr Leben. Dabei sind sie jedoch ständig auf der Suche nach der Liebe und einem Plan für die Zukunft. Nach so einigen Irrungen und Wirrungen durchforsten sie das Berliner Nachtleben, erleben Enttäuschungen und hoffen zum Schluss doch noch auf ihre freche und erschreckend ehrliche Weise ihr Glück zu finden.

Meine Meinung:
Sophie Senoner beschreibt in ihrem Debütroman „Nachtaktiv“ das Berliner Leben der Studentin Heloise und ihrer Freundinnen. Der Leser begleitet sie auf der Suche nach der Liebe, auf dem Umweg über etliche sexuelle Eskapaden und ist schließlich hautnah dabei, als sie ihr Leben grundlegend ändern will.

Der Schreibstil der Autorin und die ganze Form der Geschichte ist dabei recht eigenwillig, aber deswegen nicht unbedingt schlecht. Es ist nur nicht was für Jedermann. Sie bringt die Gedanken der Protagonistin direkt und unbeschönigt aufs Papier. Dabei verwendet sie eine sehr echte und umgangssprachliche Sprache, wodurch das ganze Gebilde eher an ein Tage- oder Notizbuch erinnert, als wirklich an einen Roman. Auch gibt es keine wirklichen Kapitel. Vielmehr ist die Geschichte chronologisch gegliedert, indem Heloise von ihrem Jahr datiert und in zeitlicher Abfolge erzählt. Das ist auf jeden Fall eine nette Abwechslung und die Form passt auch irgendwie zum Gesamtbild der Geschichte, denn sie ist genauso echt und locker, wie die Protagonistin und ihr Leben.

Heloise ist eine junge Berliner Studentin, die ihr Leben so lebt, wie es ihr gerade entgegen kommt. Sie ist ein sehr sympathisches und doch irgendwie distanziertes Mädchen, das nicht ganz weiß, was sie noch mit ihrem jungen Leben anfangen soll. Sie ist nicht perfekt, im Gegenteil: Sie hat sehr viele Fehler, trifft eigentlich andauernd die falsche Entscheidungen und ist definitiv nicht das kleine, nette Mädchen von nebenan. Sarkastisch und selbstironisch reflektiert sie ihr eigenes Leben und Verhalten, um dann zum Schluss zu merken, wie falsch ihr Leben eigentlich läuft und was sie dagegen tun kann um das zu ändern. Sie ist als Protagonistin so echt und vielschichtig, dass sich jeder sofort mit ihr identifizieren kann. Wenn auch nur ein kleines bisschen. Denn es ist fast schon erschreckend, wie unbeschönigt und realistisch die Autorin das Leben der Studentin beschreibt.
Die Hauptthemen sind: Sex, Drogen, Alkohol, Ex-freunde, die Liebe und das Leben an sich. All dies wird mit einer frechen Stimme erzählt, die wohl die heutige Studentengeneration sehr unterhaltend und vor allem sehr greifbar vertritt.
Besonders lustig ist, wie Heloise mit dem Thema Single umgeht. Manche mögen vielleicht kritisieren, dass sie zu viel darüber nachdenkt und sinniert, aber das faszinierende ist, dass man (Ich) sich eigentlich in jedem einzelnen Gedanken wiederfinden kann.
Das gilt für das gesamte Buch: In jeder erzählten Geschichte, Situation oder auch jedem Gedanken steckt immer ein Fünkchen Wahrheit und jeder kann sich irgendwie darin wiederfinden.
Die Geschichte mag zwar an einigen Stellen überflüssig wirken, oder dass sie manchmal vor sich hin dümpelt. Trotz allem fesselt sie und zaubert dem Leser das ein oder andere Lachen ins Gesicht. Ich habe die Charaktere und ihr Berlin nach einem Tag, an dem ich das Buch verschlungen habe so ins Herz geschlossen, dass ich mir wirklich eine Fortsetzung wünsche.

Aber halt, einmal zurück zu ihrem Berlin.
Am liebsten würde ich jetzt, nach dem Lesen, einen Ausflug nach Berlin machen. Aber das wäre wahrscheinlich keine gute Idee, denn geht man nach dem Buch und seinen Charakteren, sind Touristen da gar nicht gerne gesehen.
Die Stadt Berlin ist ein wichtiges Stilmittel in dem Roman. Die drei Freundinnen entscheiden, was „Berlin ist“ und was eben nicht. Es wird sich über Touristen und Zuzos ( Die Zugezogenen) lustig gemacht. Man bekommt das Gefühl, dass Berlin ihre ganz eigene kleine Welt ist, in der sie versuchen, so zu sein, wie sie es am liebsten wollen, es aber nicht immer können. Denn auch die Metropole Berlin hilft nicht bei Liebeskummer oder lässt den lang gewünschten Mr. Right antanzen.

Das Cover und eigentlich das gesamte Buch ist wirklich wunderschön gestaltet. Die Farben, die Skizze der jungen Frau auf dem Cover, die Schatten der Berliner Wahrzeichen auf der Rückseite und und und. Ich bin eindeutig verliebt in das Cover. Nein, korrigiere. In das ganze Buch bin ich verliebt. Und zwar sehr.

Fazit:
„Nachtaktiv“ ist ein wirklich großartiges Buch, das über das Leben erzählt und den Leser berührt, fesselt und unterhält. Es hat eine sehr direkte und echte Sprache und ziert sich nicht, die Sachen so zu nennen, wie sie sind. Wobei auch zwischendurch (oft) das ein oder andere böse Wort fällt. Eine klare Leseempfehlung!