Rezension

Bitte mehr davon!

Die Abenteuer eines Naturfreundes - David Attenborough

Die Abenteuer eines Naturfreundes
von David Attenborough

Bewertet mit 5 Sternen

»Unter uns breitete sich der Regenwald wie eine grüne samtene Decke aus, die sich in alle Richtungen erstreckte, so weit wie wir sehen konnten. … Colonel Williams flog weiter, ohne höher zu steigen, bis wir Papageien über die Baumwipfel hinwegfliegen sehen konnten. … Wir verloren an Höhe, kreisten über einer kleinen Ansammlung weißer Gebäude und schickten uns zur Landung auf dem Flugfeld an – ein euphemistischer Ausdruck für einen kleinen Streifen Savanne, der sich anscheinend nur insofern von dem umgebenden Terrain unterschied, als er frei von Termitenhügeln war.«

Herrlich! Wieder so ein Buch, bei dem ich gleich Fernweh bekomme ;-) David Attenborough, Tierfilmer und Naturforscher, blickt auf einige seiner ersten Reisen zurück. Mitte der 50er Jahre entstanden durch ihn und sein Team Tiersendungen, in denen auch spannende Filme aus fernen Ländern gezeigt wurden, die der Autor zuvor dort gedreht hatte. Nach jeder Reise verfasste er einen Bericht, drei davon (leicht überarbeitet) finden sich in diesem Buch. Es geht nach Guyana, Indonesien und Paraguay.

 

Den Stil fand ich einfach großartig. Alles ist unterhaltsam geschrieben, bildhaft und humorvoll. Man streift beim Lesen mit durch den Dschungel, erlebt zahlreiche wundervolle Momente aber auch enorme Strapazen. Bei aller Faszination: Die Trips waren oft körperlich enorm anstrengend und manchmal auch gefährlich. Man braucht schon eine Menge Enthusiasmus, um das durchzustehen! Während ich gemütlich auf dem Sofa sitze und bei der Lektüre nasche, lese ich, wie sich David und sein Team wünschen, mal eine Nacht im Trockenen zu schlafen oder etwas anderes zu essen außer Reis „pur“ und ohne jegliche Beilage. Wie sie gegen Unwetter oder Motorschäden kämpfen, von Beamten in Indonesien getriezt oder findigen Händlern in Paraguay abgezogen werden. Wie sie in der Hoffnung, ein bestimmtes Tier zu erblicken, immer wieder weite und anstrengende Extratouren auf sich nehmen – und nicht selten dabei erfolglos bleiben.

 

Aber natürlich finden sie auch viele Tiere. Diese werden beschrieben, in Aussehen und ihren Eigenarten. Und es wird über sie gestaunt, ihre Schönheit oder ihre Fähigkeiten bewundert. Alles sehr lebhaft und voller Liebe zum Tier und zur Natur. Sicher: Man muss die Berichte in ihrem zeitlichen Zusammenhang sehen. Damals wurden Tiere eingefangen und in Zoos gebracht, das war normal. Heute (und schon seit vielen Jahren) werden keine Tiere mehr aus der Wildnis eingefangen, im Gegenteil erfolgen aus erfolgreichen Zuchten in Zoos Auswilderungen, um die Wildbestände zu stärken.

Auch David und sein Team fangen also Tiere, wägen dabei aber stets gründlich ab. So manches Tier, das ihnen von heimischen Jägern gebracht wurde, haben sie wieder ausgesetzt, weil in England keine artgerechte Versorgung möglich war. Auch wurde so manches Tier vor dem Kochtopf gerettet, diverse gefundene Waisenkinder mit Fläschchen und viel Einsatz aufgezogen.

 

Zu der einheimischen Bevölkerung bestehen oft intensive Kontakte. Das Team lebt mitten unter ihnen, in kleinen Dörfern indigener Volksgruppen. Auch hier wird beobachtet, sich ausgetauscht und alles für den Leser spannend niedergeschrieben. Neben dem normalen Alltag kommt es dabei manchmal zu faszinierenden Erlebnissen wie beispielsweise einer nächtlichen Geisterbeschwörung.

 

Ich könnte noch lange schwärmen – dieses Buch habe ich wirklich genossen. Viele Fotos und Übersichtskarten der bereisten Regionen runden alles perfekt ab.

 

David Attenborough wird schon mal als einer der weitestgereisten Menschen der Geschichte bezeichnet, er erhielt zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen und engagiert sich trotz seines hohen Alters noch für den Klimaschutz. Ich würde mich sehr freuen, wenn diesem Buch mit Reiseberichten noch weitere folgen würden.

 

Fazit: Bitte mehr davon! Großartige Reiseberichte, spannend und unterhaltsam.