Rezension

Bleibt hinter meinen Erwartungen zurück

Der Himmel über Greene Harbor - Nick Dybek

Der Himmel über Greene Harbor
von Nick Dybek

Inhalt

Der 14jährige Cal lebt mit seiner Familie auf Loyalty Island. Die Männer leben vom Fischfang und fahren im Herbst mit den Schiffen in die Beringsee Alaskas, um dort das Geld zu verdienen von dem sie den Rest des Jahres versorgt sind. Ihre Frauen bleiben zurück und müssen teilweise auch mit der Angst leben, dass die Männer nie wiederkehren. Als John Gaunt, der reichste Mann im Ort und noch dazu der Reeder, dem die gesamte Flotte gehört, stirbt, liegt das Schicksal der Bewohner in den Händen seines Sohnes Richard. Dieser ist jedoch alles andere als gewillt das Erbe seines Vaters fortzuführen und möchte lieber alles verkaufen, was die Einwohner von Loyalty Island in den Ruin treiben würde. Doch sie finden ihre ganz eigenen Mittel, um dem entgegenzuwirken.

Meine Meinung

Als ich die Kritik von Christine Westermann "Der Autor ist ein Maler mit Worten … Pures Lesevergnügen" las, wurde ich neugierig auf das Debüt von Nick Dybek. Doch leider kann ich die Begeisterung nicht teilen und das Buch bleibt hinter meinen hohen Erwartungen zurück. Der Autor greift Themen auf, wie z.B. das Ende einer Kindheit, die Schwierigkeit eine funktionierende Ehe zu führen und auch ein guter Elternteil zu sein, aber auch Verrat und moralische Verfehlungen. Die Hauptfrage ist jedoch: wie weit ist ein Mensch bereit zu gehen, um sein Ziel zu erreichen.

Die amerikanische Presse hat das Buch als mitreißend bezeichnet und genau das ist für mich der größte Kritikpunkt. Denn das ist bei mir leider gar nicht der Fall gewesen. Die Handlung plätschert vor sich hin und es gibt gerade mal eine Überraschung, von deren Verlauf jedoch die Fortführung der Geschichte abhängt und das Verhalten, der darin verwickelten Protagonisten bestimmt. An überraschenden Wendungen war es das dann allerdings auch schon und das Buch macht da weiter, wo es aufgehört hat. Dabei hat Nick Dybek eigentlich einen guten Schreibstil, der durchaus schöne Lesemomente kreieren kann, aber mir war das Buch über weite Teile zu emotionslos, als das es mich hätte berühren können.

Den Hauptprotagonisten Cal finde ich jedoch sehr gut gewählt. Aus seiner Sicht wird die Geschichte erzählt, die ihn gleichzeitig vom Kind zum Erwachsenen hat werden lassen. Er ist es, der seinen Vater mit den Bewohnern von Loyalty Island belauscht und über die Pläne dieser, wie mit Richard zu verfahren ist, fassungslos ist. Er ist es, der ohne Vater und Mutter und bei Nachbarn aufwachsen muss, da die beiden nicht mehr miteinander leben können und jeder seines Weges geht. Und er ist es, der eine ungeheuerliche Entdeckung macht, die in ihm Zweifel aufkommen lässt, was richtig und was falsch ist. Wäre er nicht gewesen, hätte ich das Buch sicher irgendwann zur Seite gelegt. Nur Cal ist es jedoch zu verdanken, dass ich bis zum Ende diese raue Klima – und damit ist nicht nur das Wetter gemeint – weiter verfolgt habe.

Fazit

"Der Himmel über Greene Harbor" ist ein solides Debüt, das mich jedoch nicht ganz überzeugt hat. Hauptprotagonist und Schreibstil tragen aber dazu bei, dass man weiter liest und wissen möchte, wie die Geschichte endet.