Rezension

Blick hinter die Fassade einer gutbürgerlichen Familie

Domschattenträume - Karin Joachim

Domschattenträume
von Karin Joachim

Bewertet mit 4 Sternen

Wir schreiben das Jahr 1926. Die junge Karolina Offermann träumt davon Karriere als Filmschauspielerin zu machen. Dazu nimmt sie Unterricht bei der bekannten Schauspielerin Paula Poll. Unterstützt wird Karolina von ihrer Mutter Helene. Ihr Vater Carl dagegen darf davon nichts wissen. Stark alten Konventionen verhaftet plant der vermögende Möbelfabrikant eine Hochzeit mit dem Sohn eines befreundeten Teppichfabrikanten. Die einzige Möglichkeit aus dem Haus zu kommen, besteht für Karolina darin, in der Buchhandlung ihres jüdischen Onkels Johann mitzuhelfen. Dessen Familie weiß von ihren Träumen. Karolina wächst als Tochter aus gutem Hause auf. Materielle Sorgen kennt sie nicht. Doch fast über Nacht bricht ihre Welt auseinander. Ihr Vater hat ein Verhältnis mit einer Angestellten und die Mutter stirbt überraschend. Bald zieht die Neue des Vaters in die elterliche Villa und hintertreibt das Verhältnis Karolinas zu ihrem Vater. Als Karolina auch noch erfährt, dass sie einen Halbbruder aus einer außerehelichen Beziehung des Vaters hat, beschließt sie nach Berlin zu fliehen. Dort hofft sie ihre Träume einer Filmkarriere  verwirklichen zu können. Nach vielen Rückschlägen bekommt Karolina tatsächlich ihre Chance. Da bittet sie ihr Bruder nach hause zu kommen.
 Der Roman bietet gute Unterhaltung. Im Gegensatz zu den anderen Büchern aus dieser Zeit, stehen nicht die politischen Umbrüche im Vordergrund, wenn sie auch das Geschehen mit beeinflussen. Für mich spannend war die Schilderung der sozialen Verhältnisse und die Lebensumstände des Großbürgertums. Auch die eingestreuten Informationen zur Kulturszene, speziell des Films und der Literatur, waren interessant. Nachvollziehbar war für mich die persönliche Entwicklung von Karolina. Zu Beginn ist sie die verwöhnte und naive Tochter aus gutem Hause mit Flausen im Kopf. Dann wird sie durch die äußeren Umstände gezwungen, Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen. Dabei nimmt sie jede Gelegenheit wahr,  der Verwirklichung ihrer Träume näher zu kommen. Diese Zielstrebigkeit hat mich beeindruckt. Am Ende des Buches ist Karolina eine starke junge Frau, die optimistisch in die Zukunft blickt.