Rezension

Blockbustermäßiger Horror-Thriller

Die Schatten -

Die Schatten
von Guillermo Del Toro

Bewertet mit 4 Sternen

FBI-Agentin Odessa Hardwick und ihr Kollege Walt Leppo treten einen Einsatz an, bei dem sich ein bestialisches Bild bietet: Sie finden eine abgeschlachtete Familie vor. Der Mörder wird getötet und nur ein kleines Kind bleibt lebend am Tatort zurück. Und plötzlich rastet Walt Leppo aus und muss von seiner Kollegin erschossen werden.

„Die Schatten“ ist ein blockbustermäßiger Horror-Thriller, der mit altem Grauen, toughen Agenten und einer geheimnisvollen Geschichte spielt.

Bei Guillermo del Toro weiß ich von vornherein, dass seine Bücher an actionstarke Blockbuster erinnern. Immerhin ist er im Filmgeschäft tätig und schafft es daher in meisterhafter Manier, die Bilder beim Lesen genau wie im Kino aufzubauen.

Odessa Hardwick ist eine junge FBI-Agentin, die an der Schwelle ihrer Karriere steht. Sie und ihr Kollege stellen den eingangs genannten Mörder und dabei eskaliert die gesamte Situation. Odessa ist gezwungen Walt zu erschießen, weil dieser plötzlich eine Bedrohung für das Kind darstellt. 

Dieser Part in der Gegenwart ist ansprechend aufgebaut. Denn nach dem ersten großen Knall wird Odessa ins Abseits gedrängt. Schließlich ist es ungewöhnlich, dass ein hochdekorierter Agent bei einem Einsatz selbst zur Bedrohung wird. Das FBI zweifelt an Odessas Darstellung und sie persönlich ist froh, dass sie niemanden von dem merkwürdigen Schatten am Tatort erzählt. 

Die Story bleibt aber nicht in der aktuellen Zeitspanne, sondern schwenkt in die Jahre 1962 und 1582 zurück.

1962 wird der erste schwarze FBI-Agent Earl Solomon auf Lynchmorde im Mississipi-Delta angesetzt, wo er nicht nur auf gelebten Rassismus, sondern auf den mysteriösen Hugo Blackwood trifft.

Im Jahr 1582 wird eine Frau nach einer missglückten Verschwörung wahnsinnig, wobei sich ein Schatten löst und in die Gegenwart drängt.

Mir war Odessa Hardwick als Protagonistin recht sympathisch und ihre Rolle als FBI-Agentin fand ich interessant umgesetzt. Allein die Enttäuschung, die ich an ihrer Seite fühlte, als die Karriere, bevor sie anfing, schon beendet war, hat auf mich authentisch gewirkt. Sie kämpft zwar um ihren Platz beim FBI, merkt dabei rasch, dass ihr ursprünglicher Plan nicht umsetzbar sein wird. 

Die Rückblicke auf die Ereignisse von 1962 und von 1582 haben mir ebenfalls gefallen. In den 1960er-Jahren schwingt diese bedrohliche Rassismus-Stimmung mit und man begleitet Solomon dabei, wie er als schwarzer FBI-Agent um Gleichberechtigung kämpft. Die Atmosphäre der Passagen im 16. Jahrhundert ist von einer mystischen und altehrwürdigen Aura durchtränkt, die der Handlung ein sanftes Dracula-Ambiente verleiht.

Die Idee und die Umsetzung fand ich insgesamt gut. Nur habe ich allgemein bemerkt, dass mich der Blockbuster-Charakter in Büchern nicht hundertprozentig fesselt. Trotzdem hat es mir Spaß gemacht, mit Odessa, Solomon und Blackwood gegen die Schatten zu kämpfen, obwohl einige Details für mich etwas zu offensichtlich waren. 

Insgesamt ist es eine Mischung aus Dracula und Akte X, die meiner Meinung nach einwandfrei funktioniert. Aber ehrlich gesagt, glaube ich, dass es mir als Serie im Fernsehen noch besser gefallen würde.

Ich denke, wer Blockbuster-Action, mystische Geschichte in Bezug zur Gegenwart und das FBI als geheimnisvollen Ermittlungsapparat mag, wird von „Die Schatten“ gefesselt und ausgezeichnet unterhalten sein