Rezension

Blut ist dicker als Wasser

Für immer Schwestern - Herrad Schenk

Für immer Schwestern
von Herrad Schenk

Bewertet mit 4 Sternen

~~Die drei Schwestern Elvira, Judith und Sylvia könnten vom Charakter und Wesen her nicht unterschiedlicher sein, doch wenn es hart auf hart kommt, halten sie zusammen wie Pech und Schwefel, unterstützen sich gegenseitig und geben sich Geborgenheit.
Eines Tages erleidet Elviras Mann Hans-Heinrich einen Schlaganfall. Während Judith ihre Schwester in den schweren Stunden unterstützen möchte, erfährt sie die Hintergründe, die zu dem Schlaganfall geführt haben, was bei ihr gemischte und zugleich Schuldgefühle verursacht. Hat sie doch selbst ein langgehütetes Geheimnis. Kommt jetzt alles ans Licht?
Herrad Schenk hat mit ihrem Buch „Für immer Schwestern“ einen sehr bewegenden und sehr emotionalen Familienroman vorgelegt. Der Schreibstil ist schön flüssig und gut zu lesen. Der Roman ist unterteilt in 5 Abschnitte, die jeweils nochmals in Kapitel unterteilt sind. In den Kapiteln kommen die einzelnen Charaktere zu Wort, mal wird von der Vergangenheit, mal von der Gegenwart berichtet. So werden nach und nach die einzelnen Verwicklungen und Beziehungen untereinander aufgedeckt und die Gedanken und Gefühle der einzelnen Protagonisten offenbar. Auch die Spannung kommt hier nicht zu kurz, da sich diese sowohl emotional und auch durch die verborgenen Geheimnisse immer mehr aufbaut. Die einzelnen Charaktere sind authentisch, liebevoll und sehr lebensecht skizziert, wodurch die Handlung regelrecht zum Leben erweckt wird. Dabei sind die drei Hauptprotagonistinnen so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Judith ist eine sympathische und sehr realistisch blickende Person, die sich mit ihrem Alter und ihrer beginnenden Demenz auseinander setzt. Sylvia sprüht geradezu vor Energie, ist lebensbejahend und dauernd unterwegs, dabei ist sie das Bindeglied zwischen Judith und Elvira und gleichzeitig die Balance. Elvira ist dominant und legt viel zu viel Wert auf die Meinung ihres Umfeldes, als sich um die der ihr nahestehenden Menschen zu kümmern.
Der Roman behandelt viele alltägliche Themen, die jeden Leser ansprechen. Da geht es um das Älterwerden mit all seinen Facetten wie Demenz, Untreue, unglückliche Ehe oder Ärger mit den eigenen Kindern. Dabei wird das Verhältnis der Schwestern immer wieder in den Vordergrund gestellt, ihre gegenseitige Unterstützung sowie auch ihre verschiedenen Verhaltensweisen besonders herausgestellt, was der Autorin in wunderbarer und feinfühliger Weise gelungen ist.
Obwohl der Klappentext des Buches eindeutig zu viel verrät, lohnt sich die Lektüre auf jeden Fall. Einzig das knappe Finale sorgt für einen kleinen Punktabzug. Doch jeder, der gut geschriebene Familiengeschichten liebt, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!