Rezension

Breitgefächerte Realsatire

Morgens leerer, abends voller - Tobias Keller

Morgens leerer, abends voller
von Tobias Keller

Bewertet mit 4 Sternen

Warnungen wie „Achtung, Humor!“ oder „Achtung, Satire!“ sollte man angeben, wenn man über dieses Buch schreibt. Auf dem Cover steht „Roman“ und der Klappentext könnte den ein oder anderen Leser dazu verleiten, das Buch zu Beginn noch einen Tick zu ernst zu nehmen. Der Autor, selbst Lehramtsstudent, schreibt hier eine freche, jugendliche Realsatire über die verschiedenen Zustände des Lehrerdaseins. Schon fast zu authentisch beschrieben sind die mühsamen Klassenszenen, in denen sich die Schüler gegenseitig Beleidigungen an den Kopf werfen und alles tun, um nicht dem Lehrer (Fabian) zuhören zu müssen. Dieser ist teils bemüht, teils verzweifelt und lässt sich dann am Elternsprechtag vollends demotivieren. Dabei lief zwischendurch nicht alles schlecht, er kämpft um seinen Job, den er gleichermaßen hasst wie liebt und baut zu seinen schwierigen Schülern eine Beziehung auf und zeigt mehr Interesse an seinen Kollegen.
Nebenbei erlebt der Leser Fabian in seinem Freundeskreis (Bier, Playstation und wenig Gespräche), mit seiner Langzeitfreundin und dem Kater Poseidon. Teilweise übertriebene Szenen, sehr „männliche“ Dialoge und witzige Metaphern wechseln sich ab. Tobias Keller legt seinen Roman breit gefächert an: aufgrund der Dialoge, die als Milieustudie durchgehen könnten, der kurzen Gedichte, die er Fabian verfassen lässt und dem Happy End mit möglicher neuer Liebe kann dieses Buch ganz unterschiedliche Zielgruppen ansprechen. Auch, wer Ironie erkennt und zu schätzen weiß, kann hier auf seine Kosten kommen.
Wer damit zurecht kommt, dass ihn wohl nicht alle Aspekte dieses Romans restlos begeistern können und wer dafür auf die Momente warten kann, die ihn gut unterhalten werden, dem kann man dieses Buch empfehlen.