Rezension

Brisantes Tabuthema

Die jüngste Tochter -

Die jüngste Tochter
von Fatima Daas

Bewertet mit 5 Sternen

Kann es Homosexualität im Islam geben?

Gebetsmühlenartig leitet Fatima Daas die Abschnitte ein, bis auf einen, und beschwört den Namen einer symbolischen Figur des Islam. Sie beschreibt mit diesem Stilmittel ihre innere Zerrissenheit zur nachfolgenden Beschreibung ihres Lebens in einer algerischen Familie in der Banlieue von Paris. Die Verhaltensregeln in der Küche, dem Königsreich ihrer Mutter; sind symptomatisch für das Leben einer Muslimin im Allgemeinen. Fatima Daas verhält sich anders als ihre älteren Schwestern. Sie erzählt von ihrem Versuch der Selbstfindung, wenn sie wegen ihrer homosexuellen Gefühle professionelle Hilfe beim Iman oder Psychologen sucht. Homosexualität gibt es nicht im Islam. Fatima folgt dem Rat des Iman, um durch das Gebet auf den rechten Lebensweg zu finden. Vergeblich. Sie schreibt über ihre Liebesbeziehungen, die kompliziert sind wie alle Liebesbeziehungen. Ihr Buch gleicht Tagebuchaufzeichnungen, die Struktur in ihr Leben bringen sollen und der Reflexion dienen. Niemandem wagt sie sich anzuvertrauen. Es gibt jedoch eine Person in ihrer Familie, die durchaus sehr gut Bescheid weiß über Fatima.

Das Buch stellt keine leichte Lektüre dar. Es überzeugt mit seinen Darstellungen des zermürbenden öffentlichen Transportes im Großraum Paris – eine weniger glamouröse Facette des Leben an der Seine -  oder dem Besuch bei den Verwandten in Algerien.

Das Buch stand wochenlang auf der französischen Bestsellerliste – berechtigterweise.