Rezension

brisantes Thema, gut umgesetzt. Auch für Quereinsteiger der Reihe geeignet

Elend - Günter von Lonski

Elend
von Günter von Lonski

Bewertet mit 4 Sternen

Günter von Lonski greift in diesem Krimi ein heikles Thema auf: amtliche Betreuer, die nicht im Sinne ihrer Schützlinge handeln. Schockierend legt er dar, wie ausgeliefert man ist, wenn man an den falschen Betreuer gerät und wie wenig Möglichkeiten Angehörige haben, dagegen überhaupt vorzugehen. Dieses Thema wird im Nachwort noch einmal aufgegriffen und ich finde es wichtig, auf diese Missstände hinzuweisen. Warum also nicht verpackt in einem spannenden Krimi?

Marike Kalenberger ermittelt in ihrem mittlerweile dritten Krimi bei der Mordkommission Hannover. Da ich die beiden Vorgänger noch nicht gelesen habe, fürchtete ich die bekannten Wissenslücken, die bei Reihen gerne mal auftreten. Hier war dies glücklicherweise nicht der Fall, die wenigen Andeutungen auf die Vorgänger reichten mir aus, um Marikes Zustand verstehen zu können.
Imponiert hat mir die Art, mit der sie ermittelt. Alles andere als draufgängerisch, viel mehr durchdacht, strukturiert und mit einem feinen Spürsinn für Details, die die entscheidenden Puzzleteile sein könnten.
Interessant ist in diesem Fall auch ihr Privatleben, denn ihre neue Beziehung ist anders und ungewöhnlich. Gefühlvoll beschreibt der Autor ihr neues Glück, lässt Spielräume für Selbstzweifel und kritische Blicke von Außen, die von ihren Kollegen aber überraschenderweise ausblieben.

Besonders gut gefallen hat mir Günter von Lonskis furztrockener Humor, der oft für Lacher sorgte. Definitiv Geschmackssache, aber ich schätze Krimis, in denen man auch mal herzhaft Lachen kann und darf.
Kombiniert wird das Ganze mit knackigen, schlichten Sätzen, die ohne großes Drumherum die nötigen Inhalte vermitteln. So auf den Punkt zu schreiben, ohne das Gefühl aufkommen zu lassen, es würde an etwas fehlen, muss man auch erst einmal können!

Fazit:
Der dritte Hannover-Krimi von Günter von Lonski ist zwar mein erster, aber definitiv nicht mein letzter.
Hinterhältige aber unblutige Verbrechen treffen auf realistische, akribische Ermittlungsarbeit, die den Leser hautnah teilhaben lassen.

Wer zusätzlich auf interessante Persönlichkeiten und angenehmen Lokalkolorit steht, dürfte mit diesem Buch genau richtig liegen.