Rezension

ein Hannover-Krimi

Elend - Günter von Lonski

Elend
von Günter von Lonski

Bewertet mit 3.5 Sternen

In einer Seniorenresidenz in Hannover stirbt eine hochbetagte Frau, an sich nichts Ungewöhnliches. Doch die Tochter glaubt nicht an einen natürlichen Tod ihrer Mutter und wendet sich an die Polizei. Kriminalhauptkommissarin Marike Kalenberger übernimmt zusammen mit Kollege Obanczek dem Fall. Der Besuch in der Seniorenresidenz ergibt keine Anhaltspunkte, doch als wieder unerwartet ein Bewohner stirbt und eine Pflegerin verschwindet, laufen die Ermittlungen an. Dabei ergeben sich Zusammenhänge, die auf ein Verbrechen schließen lassen.
 
Bei der Lektüre fiel mit sofort der ungewöhnliche Schreibstil auf. Kurze Sätze, prägnant und schnörkellos, wenig detaillierte Beschreibungen. Eigentlich normalerweise nicht unbedingt mein Fall, ich habe mich aber schnell dran gewöhnt und eingelesen. Zudem passt der Stil hier sehr gut zur Story. Da es schon der dritte Fall für Marike Kalenberger ist, verzichtet der Autor auf Beschreibungen der Personen, ihrer Vergangenheit und ihrer privaten Situation. Da ich die Vorgänger nicht gelesen habe hatte ich anfangs etwas Schwierigkeiten mir die Protagonisten vorzustellen. Für Quereinsteiger ist es nicht ganz einfach, ein Gefühl für die Figuren zu bekommen. Marike Kalenberger kommt etwas spröde, aber  sympathisch rüber. Sie bildet mit ihrem Kollegen Obancek ein tolles Team. Ihren Burn-Out scheint sie noch nicht ganz überwunden zu haben, man merkt dass ihr die Arbeit noch sehr zu schaffen macht. Privat lässt sie sich gerade auf eine neue Beziehung ein, die ihr gut tut und Halt gibt.
 
Die Handlung ist fesselnd und spannend, das Thema mit gewaltsamem Tod im Pflegeheim und dem geltenden Betreuungsrecht brisant. Der Autor überraschte mich hier mit zwei  ganz ungewöhnlichen Ideen, was das Verschwinden einer Leiche bzw. die "Verwertung" derselben angeht. Sehr fantasievoll und trotzdem nicht zu abwegig.

Das Privatleben Marikes spielt auch eine Rolle, sie geht ein großes Risiko ein, als sie ihre Freundin Adél in die Ermittlungen involviert. Da ich schon häufig in Hannover war, haben mir die Schauplätze gut gefallen, man hat als Leser ein Bild vor Augen und kann den Weg nachvollziehen.
 
Fazit: Ein spannender Hannover-Krimi mit einer ungewöhnlichen Protagonistin, der mir insgesamt gut gefallen hat. Hier wäre zu empfehlen, unbedingt die ersten beiden Teile zu lesen um die Figuren besser kennenzulernen.