Rezension

Brunettis 23. Fall

Tod zwischen den Zeilen - Donna Leon

Tod zwischen den Zeilen
von Donna Leon

Was für ein Frevel: In der altehrwürdigen Biblioteca Merula wird entdeckt, dass aus kostbaren Büchern Seiten herausgeschnitten wurden. Anscheinend macht jemand Geschäfte mit alten Illustrationen. Der amerikanische Forscher, der in diesen Büchern gelesen hat, ist spurlos verschwunden, und auch sonst scheint nicht alles mit rechten Dingen zuzugehen...

Als passioniertem Leser kann mich ein solcher Frevel nur empören. Die Ermittlungen in der Bibliothek könnten ja einige wirklich bibliophile Charaktere beschreiben. Doch Brunettis Frau Paola, die eine passionierte Leserin ist, lässt das Ganze erstaunlich kalt: Sie ist nur am Text interessiert; alles andere bewegt sie nicht. Und so ist am Mittagstisch eher die Rede davon, wie man denn nun rein technisch einen solchen Diebstahl durchführen kann. 

Brunetti löst den Fall ohne größere Probleme; seine einfühlsame Befragung bringt die Wahrheit ans Licht. Überraschend ist das Ergebnis nicht. Auch sonst ist Brunettis Welt eher statisch: Im Gegensatz zu den Ermittlerfiguren bei Elizabeth George bleibt hier die Welt ohne große Veränderungen. Als Leser muss man daher die Krimis nicht zwangsläufig in der richtigen Reihenfolge lesen; ist man mit den Figuren vertraut, spielt sie keine Rolle. Alles in allem: Eine eher ruhige Ermittlung, ansprechende Atmosphäre, wenig Spannung. Ein Krimi für Leser, die nicht nach action suchen.