Rezension

Brutalität und Liebe

Young Mungo -

Young Mungo
von Douglas Stuart

Bewertet mit 5 Sternen

Erschreckend und wunderschön zugleich

Das Leben des 15-jährigen Mungo im Glasgow der 90er ist geprägt von Brutalität und Armut. Sein von Gewalt besessener Bruder ist in Straßenschlachten mit Polizei und verfeindenden Gangs verwickelt, seine alkoholsüchtige Mutter ist für die Kinder nie so da, wie sie sein sollte und auch sonst kann Mungo in seinem Viertel fast nur Elend beobachten. Ein Lichtblick ist dagegen James, ein Junge aus der Nachbarschaft, in den er sich verliebt. Doch Homosexualität ist in seiner Welt ein absolutes Tabu.

"Young Mungo" ist definitiv keine leichte Kost. Den Figuren passiert so ziemlich alles Schlimme, das einem Menschen passieren kann und diese Aktivitäten werden auch oft recht grafisch beschrieben. Wer bei bestimmten Themen etwas empfindlich ist, sollte Abstand von diesem Buch halten - die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Thema hier aufkommt ist ziemlich hoch.

Trotz alldem fand ich fantastisch, wie Stuart es schafft, Elend mit Wunderschönem abwechseln zu lassen. Mungo ist ein sensibler, liebender und wahrscheinlich für seine Welt zu naiver Mensch, der es aber trotzdem schafft, in der Welt immer etwas Schönes zu sehen, was er auch uns Lesern vermittelt. Dieser Kontrast hat mir unheimlich gut gefallen und so blieb ich auch am Ende der Lektüre durchaus optimistisch zurück.

Der Autor schafft es außerdem, ein sehr gutes Bild von Mungos Welt zu schaffen. Wir lernen zahlreiche Charaktere aus seinem Viertel kennen, hin und wieder erfahren wir auch, wie andere Figuren die Ereignisse beobachten und so kann sich der Leser sehr gut vorstellen, wie das Glasgower East End zu dieser Zeit ausgesehen hat.

Von mir bekommt "Young Mungo" fünf wohlverdiente Sterne und ist jetzt schon eines meiner Jahreshighlights!