Rezension

Mein erstes Highlight 2023

Young Mungo -

Young Mungo
von Douglas Stuart

Bewertet mit 5 Sternen

Was für ein Buch... ich bin immer noch total darin gefangen, und habe das Gefühl, die Geschichte noch gar nicht richtig verlassen zu haben. "Young Mungo" hat mich dabei gar nicht auf den ersten Seiten in den Bann gezogen, sondern erst nach und nach und plötzlich ist es ein neues Lieblingsbuch. 

Dabei lag es sicher nicht an der düsteren und zum Teil sehr trostlosen Stimmung. Ehrlich gesagt wird das auch nicht besser. Im Gegenteil, es passieren einige wirklich schlimme Dinge, sowohl Mungo selbst, als auch in seinem näheren Umfeld. Hoffnung sucht man hier ehrlicherweise vergeblich. Oftmals werden kleinste Hoffnungsschimmer quasi mit dem Springerstiefel niedergetreten...

 Gewalt, sowohl verbal als auch körperlich sind in Mungos Lebensrealität normal. Seine Mutter ist eine egoistische Frau, die im Grunde nicht damit klar kommt, das sich nicht pausenlos alles nur um sie dreht. (Weshalb sie ihre Kinder regelmäßig zu Hause alleine lässt, es geht soweit, das tagelang nichts zu essen im Haus ist und oft Wochenlang niemand weiß, wo sie überhaupt steckt.). Seine großen Geschwister sind keine echte Hilfe, der große Bruder nicht, weil er als Chef der hiesigen Protestantischen Schläger und Diebstahljugend andre Ziele hat und seine Schwester, weil sie eigentlich mit ihrer Rolle als Ersatzmutter überfordert ist und nur noch weg möchte. 
Mungo hat sich ganz langsam in mein Herz gestohlen. Nicht weil er als so hübsch beschrieben wird, das es auffällt. Nicht weil er so ein trauriger Junge ist den man trösten will (also will man schon.) Sondern weil er es schafft, sich immer wieder einen Teil zu bewahren, der nur ihm allein gehört und das freute mich so sehr für ihn. Wie erwähnt, es passieren einige wirklich schreckliche Dinge, Dinge, die man in Mungos Alter nicht erleben sollte und auch Dinge, die man in seinem alter nicht gezwungen sein sollte zu tun. Auch wenn ich zugebe, das ich mir an einer Stelle genau das gewünscht habe. Das er es schafft, sich zu wehren und das er tatsächlich etwas tut, das ihn eigentlich noch mehr traumatisiert. Aber es bringt ihn aus einer Situation, aus der er sonst vielleicht nicht hätte fliehen können. 

 

Und ich denke, das ist es was ich an dem Roman so großartig und Stark fand. Stuart hat es nicht so mit Happy End und moralisierenden Sprüchen... Er beschreibt diese Trostlosigkeit wie sie eben ist. Es ist eben manchmal einfach alles Scheiße und man findet eben nicht immer und überall einen Lichtblick. Das ist die Realität und ich finde es gut, das er genau das erzählt und nicht auf den Happy Happy Trip verfällt. Es gibt Menschen, deren Realität nicht damit verbunden ist, für andere gutes zu wollen. Es gibt Umgebungen in denen sich eher Menschen aufhalten, die anderen schaden zufügen wollen (in welcher Form auch immer). Es gibt einfach diese Trostlosigkeit, wenn man keine Zukunft für sich sieht und das beste was passiert, die Möglichkeit ist in einer kriminellen Bande beizutreten, weil alle Arbeitsplätze weggefallen sind. Man keine Perspektiven hat und das Umfeld diesen Umstand sogar noch fördert. 

Es ist nicht alles schwarz und weiß. Und ja, Mungo sucht Menschen die auch gutes wollen oder tun. Er verliebt sich und James ist tatsächlich diese Möglichkeit auch einmal Glück zu finden. Dennoch hebt sich dieser dann ein bisschen Lichtblick^^ nicht zuu stark vom Rest ab. Es ist nicht die all umfassende Rettung seines Lebens. Auch wenn man merkt, das sie ihm gut tut, trotz der Geheimnisse, die die beiden Jungen um ihre Beziehung machen müssen. 

 

Da ist übrigens ein Punkt den ich nicht so gelungen fand. Der Klappentext spricht von den 90ern... Ich gebe zu, das ich an vielen Stellen fand, das es hm älter wirkte. Also eher Ende der 70er Jahre oder in den 80er Jahren. Vielleicht kam es mir auch nur so vor, vielleicht war Glasgow in den 90ern auch tatsächlich Mentalitätstechnisch noch so weit hinter der Zeit. Aber gut, so an sich war es insgesamt eher egal, in welcher Zeit es dann konkret spielt. Man merkte nur, ok das ist länger her, weil es kein Flatratetelefonieren gibt und in Telefonzellen mit Münzen bezahlt werden^^

 

Zurück zu meiner Schwärmerei^^ Am Ende liebe ich dieses Buch einfach. Dafür das es mich so aufgewühlt und tief berührt hat. Dafür das ich Mungo so sehr mag und dafür, das sich Stuart getraut hat, das Buch so traurig und düster zu schreiben, seine Geschichte nicht in Watte zu packen und gleichzeitig irgendwie eine ganz eigene Poesie darin zu verpacken. 

Für mich das bisher beste Buch, das ich im noch jungen Lesejahr gelesen habe.